Afrika ist die Heimat vieler Völker

(c) Chris Kirchhoff

Afrika ist die Heimat von mehr als zweitausend Völkern. Im Norden leben hellhäutige, arabisch geprägte Völker, im südlichen Afrika begegnen wir vorwiegend schwarzhäutigen Völkern. Zwischen Norden und Süden erstreckt sich die Wüste Sahara, in der nomadische Völker leben. Meist ordnen wir Afrikaner nach ihrer Nationalität ein. Aber ihre Nationalität verrät uns nicht viel von ihrer Kultur, ihrem Glauben, ihren Gepflogenheiten. Das liegt daran, dass die afrikanischen Nationen und ihre Grenzen von den früheren Kolonialmächten bestimmt wurden. Mehr über afrikanische Völker erfahren wir von ihren Künstlern,  Musikern und Erzählern. Ihre Musik, ihre Geschichten und Kunstwerke erzählen uns weit mehr über ihre Welt.

Völker in Nordafrika…

(c) ToubouGa CCBYSA4.0

In den Bergen und Wüsten des nördlichen Afrikas leben die Berbervölker. Die Berber sind die ursprünglichen Bewohner Nordafrikas. Sie unterteilen sich in viele Völker, die in den Wüsten und Trockensavannen Nordafrikas beheimatet sind. Gemeinsam ist allen, dass sie früher Nomaden waren. Sie sprachen ähnliche Dialekte und pflegten gemeinsame Kulturen. Die Berbervölker sind verstreut über Marokko, Algerien, Lybien und Mauretanien. Selbst im Osten von Mali und im Norden von Nigeria siedeln sie. Tamazight ist die bekannteste Berbersprache. Woher der Name Berber stammt, weiß man nicht genau. Die Berber selbst bezeichnen sich als „Imazighen“, als freie Menschen. Sie gelten als freiheitsliebendes, kriegerisches Volk. Mehr über die Berbervölker

…die Tuareg

(c) Alfred Weidinger

Eines der wenigen Berbervölker, das noch nomadisch lebt, sind die Tuareg, die durch die Trockengebiete zwischen Wüste und Sahel ziehen. Kaum ein anderes nordafrikanisiches Volk ist so gut vertraut mit der Sahara wie die Tuareg. Als Nomaden haben die Tuareg nie Land besessen, ihre Besitztümer sind die Viehherden, sie leben vom Handel und von der Kenntnis der Wüsten. Heute kämpfen die Tuareg um einen eigenen Staat in Mali und sind in Konflikt geraten mit den dortigen Völkern. Mehr über die Tuareg

Völker zwischen Sahara und dem südlichen Afrika

(c) mar

Zwischen Nordafrika und den Ländern südlich der Sahara liegen Sudan, Äthiopien und Somalia. Hier leben afrikanische Völker wie auch Einwanderer aus dem arabischen und asiatischen Raum. Die Nuba im heutigen Südsudan flüchteten sich vor Jahrhunderten vor arabischen Sklavenhändlern in die entlegenen Berge Sudans, wo sie seit vielen Jahrhunderten von Viehzucht leben. Einer Theorie zufolge sind sie Nachfahren der Kuschiter, die in der Spätantike über ein hochentwickeltes Reich im heutigen Nubien herrschten. Sie tragen auf ihrem Oberkörper auffällige Zeichnungen und Schmucknarben. Seit der sudanesische Bürgerkrieg Ende des vorigen Jahrhunderts auch ihre Bergregion erreichte, flüchten sie in die Städte der Nilebene. Die Townships von Khartum sind eine traurige Folge der kriegerischen Konflikte zwischen arabischen und afrikanischen Völkern.

… die Hamar

(c) Gianfranco Gori

Die Hamar leben im Omo Tal in Äthiopien. Ihre Lebensgrundlage besteht in der Viehzucht. Ihre Rinder und Ziegen sind ihr ganzer Stolz, und je mehr Tiere sie besitzen, um so höher ist ihr gesellschaftliches Ansehen. Die Hamar leben wie viele Viehzüchter in Nord- und Ostafrika halb nomadisch. Die Männer ziehen mit ihren Herden in die jeweils besten Weide-Regionen, und  ziehen weiter, sobald das Gebiet abgegrast ist. Sie ernähren sich von Milch, Fleisch und Blut. Während der Regenzeit bauen die Frauen Hirse an, denn diese Getreideart gedeiht auch auf den harten Böden des Sahel. Das Land gehört übrigens allen gemeinsam, Felder, Baustoffe oder Feuerholz kann jeder ganz nach Bedarf nutzen. Viele Männer betreiben neben der Viehzucht auch Bienenzucht. Honig wird nicht nur zum Süßen genutzt sondern dient auch bei festlichen Anlässen wie dem Sprung über die Rinder. Das Morgenritual der Hamar ist für Europäer gewöhnungsbedürftig: Sie versammeln sich am Morgen auf dem Dorfplatz und trinken einen tee-ähnlichen Aufguss aus der Hülse der Kaffeebohne, wobei der Anführer des Clans etwas von dem Tee auf die Anwesenden spuckt und so Gesundheit und Glück für den Tag wünscht.

Schon gewusst? Die Hamar konnten weder von den Arabern zum Islam bekehrt werden noch von den Missionaren zum Christentum. Das liegt an ihrer ganz eigenen Form der Religionsausübung. Sie glauben nicht an einen Gott sondern an eine höhere Kraft, das barjo, das sie in Gruppengesängen und -gesprächen herbeizurufen versuchen.

 Völker in Ostafrika…

(c) Angela Sevin

In den Ländern südlich der Sahara leben die Völker der Bantu, die schon früh Ackerbau betrieben wie die Kinka oder die Kikuyu. Die Kikuyu sind das größte Volk in Kenia. Mit etwa 8 Millionen Angehörigen machen sie ein Viertel der kenianischen Bevölkerung aus. Die Kikuyu sind überwiegend Bauern, sie leben im fruchtbaren, kenianischen Hochland. Doch viele Kikuyu leben auch in und um Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Der bekannteste Kikuyu war Jomo Kenyatta, der einstige Widerstandskämpfer gegen die englischen Kolonialherren und Wangari Maathai, die Gründerin der Green Belt Bewegung. Nach der Unabhängigkeit  wurde Jomo Kenyatta zum ersten Präsidenten Kenias gewählt. Bis heute dominieren die Kikuyu die Politik und neben den Indern auch die Wirtschaft Kenias. Auch die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Muta Maathai und der bekannte Schriftsteller Ngugi wa Thiong’o sind Kikuyu. Mehr über die Kikuyu

…die Massai

Massaifrau (c) William Warby

Ein bekanntes Nomadenvolk im Osten Afrikas sind die Massai. Sie zählen zu den stolzesten Völkern Afrikas, die ihre Kultur trotz der britischen Kolonialherrschaft bewahrt haben. Sie ziehen mit ihren Rinderherden durch die Steppen von Kenia und Tansania, immer dorthin, wo gerade fruchtbares Grasland ist. Sie gelten als furchtlose Jäger und auch heute noch zählt das Erlegen eines Löwen zur wichtigsten Mutprobe der Massai Krieger. Mehr über die Massai

Völker im Westen Afrikas…

(c) Nivademdembele

In Mali, im Westen Afrikas, leben die Dogon. Ihre Geschichte lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Damals zogen die Mossi mit ihren kriegerischen Reiterheeren durch ihr Gebiet, sie  versklavten die Bewohner und verbreiteten den Islam mit Gewalt. Die Dogon flohen nach Osten, erwählten die „Falaise de Bandiagara“, ein 200 Kilometer langes Sandsteinplateau, zu ihrem Rückzugsgebiet. Bekannt sind die Dogon für ihre prächtigen Maskenfeste. Alle 60 Jahre feiern sie ein ganz besonderes Fest: die Sigui zu Ehren ihres ersten bezeugten Ahnen. Bei diesem Fest wird die Macht symbolisch von einer Generation an die nächste weiter gereicht. Die Dogon leben vom zunehmenden Tourismus, dennoch versuchen sie, ihre Traditionen zu bewahren. Übrigens: In keinem anderen afrikanischen Land produzieren Frauen so viele Tonträger wie im Dogon-Land. Die bekanntesten Stimmen sind Oumou Sangaré und Rokia Traoré, wie auch die junge Sängerin Déné Issébéré. Sie verkörpern „la Voix du Pays Dogon“.

… die Fulbe

Die Fulbe sind ein Nomadenvolk in West- und Zentralafrika. Sie zählen zu den größten Völkern im westlichen Afrika. Sie ziehen mit ihren Rinderherden durch die Gebiete am Rand der Sahara und den Sahel. Sie schlossen sich früh dem Islam an und trugen durch ihre ausgedehnten Wanderbewegungen zu dessen Verbreitung in Westafrika bei. Sie besitzen eine kulturelle Sonderstellung unter den Völkern Westafrikas und haben einen großen Einfluss auf andere Völker. Das größte Fest der Wodaabe ist die Cure Salée. Die jungen Männer der Fulbe präsentieren sich bei diesem Fest in ihrer ganzen Pracht und werben mit ihrer Schönheit um die Gunst der Frauen. Sie schminken sich und färben sich die Zähne weiß, um den Frauen zu gefallen.

Völker in Zentralafrika…

(c) Taperoa

Die Bakonga oder Kongolesen leben im Mündungsgebiet des Flusses Kongo, im Herzen von Afrika. Sie sind verstreut über die Demokratischen Republik Kongo, die Republik Kongo und  Angola. Mehr als 10 Millionen Menschen zählen heute zu den Bakonga.  Ihre Sprache ist Kikongo, eine Bantusprache. Ursprünglich waren die Bakongo Bauern. Sie drangen aus den Savannen in die Waldgebiete vor, rodeten und bepflanten weite Waldgebiete. Noch heute findet man in den Dörfern die einstigen Siedlungsformen. Die Hälfte der Bakongo leben heute in den Städten. Zu den bekanntesten Kongolesen zählen der Freiheitskämpfer und erste Ministerpräsident der Demokratischen Republik Kongo, Patrice Lumumba, der Schriftsteller Sony Labou Tansi und der Sänger Papa Wemba.

… die Pygmäen

In den Regenwäldern Zentralafrikas sind  die Völker der Pygmäen beheimatet. Das Wort Pygmäe leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „eine Elle hoch“. Tatsächlich sind die Pygmäen nicht mehr als 1.50 Meter hoch. Die Pygmäen selbst nennen sich „Feuermenschen“.  Denn sie lassen nie das Feuer verlöschen, im Glauben, dass Feuer die gefährlichen Geister des Waldes fernhält. Sie leben im Einklang mit der Natur. Ihr Lebensrhythmus wird bestimmt von den Gesetzen des Regenwaldes. Die Männer sind ausgezeichnete Jäger, die Frauen sammeln Früchte und fischen. Sie besitzen ein großes Wissen über Pflanzen und Heilkräuter. Die Pygmäen sind Nomaden des Waldes. Durch Waldzerstörung und Landenteignung wurden große Teile ihrer Gebiete zerstört. Dabei sind sie die Hüter eines für das Überleben der Menschheit wichtigen Ökosystems.

Völker im Süden Afrikas…

(c) Ninconquer

Die Zulu leben im südafrikanischen Kwa Zulu Natal. Sie gehören zu den Bantuvölkern. Ihre Insignien Speer und Schild erzählen von der kriegerischen Vergangenheit der Zulu. Unter dem legendären König Shaka eroberten die Zulu Anfang des 19. Jahrhunderts die militärische Macht in Südafrika. Mehrheitlich leben die Angehörigen der Zuluvölker in der südafrikanischen Provinz Zulu Natal. Viele betreiben noch Ackerbau und Viehzucht. Die Hälfte leben und arbeiten in den Städten oder sind im Bergbau beschäftigt.  Mehr bei Shaka Zulu

… die San oder Buschmenschen

(c) Ian Beatty

Die Buschmenschen, auch San genannt, leben als Jäger und Sammler in der Kalahari Namibias, Südafrikas und Botswanas. Sie zählen zu den ältesten menschlichen Gemeinschaften. Sie wurden von einwandernden Bantuvölkern und europäischen Siedlern in die Kalahari Wüste abgedrängt. Die Buschmenschen haben sich an die unwirtliche Umgebung in der Kalahari angepasst, in der andere Menschen kaum überleben können. Sie verfügen über hervorragende Kenntnisse im Lesen ihrer Umgebung und über ein einzigartiges Wissen über tierische und pflanzliche Gifte. Mehr über die Buschmenschen

Mehr über die Bantuvölker