Die Tuareg

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Die Tuareg sind das bekannteste Nomadenvolk in der Sahara. Ihren Namen haben sie von dem Wort Targa, dem berberischen Namen einer Provinz in Libyen. Von Arabern werden sie „die von Allah Verstoßenen“ genannt, denn sie leben den Islam auf sehr freie Weise. Berber nennen sie „das blaue Volk“, denn sie sind die einzigen Nomaden, die ihre Kleidung tiefblau färben. Heute leben etwa eine Million Tuareg zwischen dem nördlichen Mali, Algerien, Lybien, Niger und Mauretanien.

Ein Wegenetz in der Sahara

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Im Lauf vieler Jahrhunderte entwickelten die Tuareg in der Wüste ein gut organisiertes Wegenetz über Tausende von Kilometern. Dazwischen legten sie Oasen an mit künstlichen oder natürlichen Wasserquellen. So konnten sie den Transsaharaverkehr beherrschen. Noch heute ziehen einige Tuareghändler mit den Salzkarawanen durch die südliche Sahara. Doch die meisten Tuareg sind seßhaft geworden, denn das Nomadenleben ist schwierig.

Die Gesellschaft der Tuareg

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Die Tuareg leben in einer hierarchischen, feudalen Gesellschaft. Es gibt eine berberisch-hellhäutige Adelsschicht, deren Macht sich auf dunkelhäutige Vasallen stützt, die als Bauern, Viehzüchter, Kriegsgehilfen arbeiten. Sie sorgen für den Lebensunterhalt der Adligen. Die Vasallen und Bauern werden gering geschätzt, aber ihre Arbeitskraft sichert den Bestand  der Stämme. Die Sprache der Tuareg nennt man Tamaschek, und die Tuareg selbst nennen sich nach ihrer Sprache Kel Tamasheq, „die, die Tamaschek sprechen“. Sie besitzen auch eine eigene Schrift, Tifinagh, die früher nur die Adelsschicht beherrschte. Die Tuareg haben den Islam übernommen, doch sie üben die Religion in einer abgewandelten, eniger strengen Form aus als arabische Islamgläubige. Daneben pflegen sie auch die alten Glaubensvorstellungen der Berbervölker. Die Tuareg leben in Großfamilien, Frauen haben eine starke Stellung. Sie wählen die Männer, die sie heiraten und sie können ihre Männer verlassen. Um die Kinder kümmert sich die ganze Großfamilie, auch die Männer sind sehr fürsorglich zu ihren Kindern.

Timbuktu, die Stadt der Nomaden

Die Tuareg besitzen kein Land. Aber im Unterschied zu anderen Nomaden haben die Tuareg den Grundstein gelegt für eine Stadt! Diese Stadt heißt Timbuktu. Sie war einst eine Oase mit einem Brunnen, der sich am südlichen Rand der Sahara befand. Damals lag Timbuktu noch nahe am Niger. Durch das Fortschreiten der Wüste ist Timbukta heute 15 km vom Niger entfernt. Im 10. Jahrhundert nach Christus erweiterten die Tuaregvölker den Ort zu einer Handelsstation mit einem Markt, mit Moscheen und Lehmhäusern. Mehr über Timbuktu

Wirtschaft und Lebensweise der Tuareg

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Kein anderes Volk hat mehr Kenntnis über die Wüste als die Tuareg. Sie besitzen ein außerordentliches geographisches und astronomisches Wissen und arbeiten deshalb häufig als Karawanenführer. Eine besondere Kaste bilden die Schmiede, denn Waffen waren für die Tuareg von jeher von großer Bedeutung. Gute Schmiede werden geschätzt, und manchen werden sogar magische Fähigkeiten zugeschrieben. Die meisten Nomadenfamilien bewegen sich mit ihren Vieherden in einem kleinen Radius um die Lagerplätze. Nur wenige ziehen noch wie vor Jahrhunderten mit den Kamelkarawanen von den Salzlagerstätten in den Wüsten zu den Märkten im Sahel. Sie tauschen hier Salz gegen Getreide, Tee und andere Waren des täglichen Bedarfs. Die Tuareg leben in Zelten. In der Sahelzone werden die Zelte aus Palmwedeln gebaut. In der Wüste bestehen die Zelte aus Schaf- oder Ziegenleder. Daneben sind sie Viehzüchter. Die Tuareg der Wüste züchten Kamele, die Tuareg im Sahel halten Ziegen, Schafe und Rinder. Die Tuareg ernähren sich von Milch, Milchprodukten und Getreide, das sie von Bauern beziehen. Als der Sahel noch wildreicher war, jagten sie Gazellen, Antilopen und Strauße. Mehr über die Ernährungsweise der Tuareg

Die Geschichte der Tuareg

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Die Vorfahren der Tuareg kamen aus Lybien. Von den Arabern wurden sie während der arabisch-islamischen Expansion im 7. Jahrhundert in die Wüste verdrängt. Die Tuareg nahmen den isalmischen Glauben an. Viele Jahrhunderte ging ihnen der Ruf „Piraten der Wüste“ voraus. Mit ihren langen Schwertern, Schilden und wendigen Reitkamelen waren sie vielen anderen Wüstenvölkern überlegen. Nach dem Untergang des Königreiches der Songhai im 16. Jahrhundert breiteten sie sich auch in die Sahelzone aus. Im 19. Jahrhundert weiteten sie ihre Wandergebiete bis hin zum nördlichen Bogen des Nigers aus. Hier gründeten sie eine Siedlung, aus der später die sagenumwobene Stadt Timbuktu hervorging. Immer wieder kam es zu Aufständen gegen die ansässige Bevölkerung der jeweiligen Länder, von der sich die Tuareg in ihrer nomadischen Lebensweise behindert fühlten. Im 19. Jahrhundert kam es in der Sahara zu mehreren kriegerischen Konflikten mit der französischen Kolonialmacht. Selbst die modern bewaffneten französichen Truppen waren manchmal den Tuareg unterlegen. 1917 wurde ein Friedensvertrag zwischen Franzosen und den Tuareg geschlossen. Nachdem sich Frankreich aus Westafrika zurückzog, wurde das Gebiet der Tuareg den Sahara- und Sahelstaaten zugeteilt. Von 1990 bis 1995 kam es in Mali und Niger zu Rebellionen der Tuareg, die sich um ihr Land und ihren politischen Einfluss betrogen fühlten.

Die Tuareg heute

Das nomadische Leben ist beschwerlich, deshalb ziehen immer mehr Tuareg in die Städte, manche lassen sich in den Oasen nieder und und betreiben Ackerbau. Hungersnöte, Überweidung, Konflikte mit Bauern um Land- und Weiderechte wie auch mangelnde Unterstützung durch die Behörden bedrohen ihr Fortbestehen. Dabei ist die nomadische Lebensweise für die wasserarmen Regionen des Sahel die einzige Wirtschaftsform, die die Böden nicht langfristig zerstört. Das Wissen um die komplexen Zusammenhänge zwischen Natur, Wetter und langfristigen, globalen Veränderungen macht sie zu unverzichtbaren Bewahrern empfindlicher Ökosysteme.

Ein Staat für die Tuareg

Die Stämme der Tuareg kämpfen darum, von den jeweiligen Landesregierungen, durch deren Gebiete ihre Wanderwege führen, als freie Völker anerkannt zu werden. Ein auch im Westen bekannt gewordener Führer des Tuareg-Aufstandes war Mano Dayak. Die Aufstände führten Ende des letzten Jahrhunderts zu Friedensverträgen. Doch sie haben nicht dazu geführt, dass die Lebensweise der nomadischen Tuareg anerkannt wurden. Einige Tuaregvölker kämpfen um einen eigenen Staat, den sie im Norden von Mali gründen wollen, auf einem Gebiet, das so groß ist wie Frankreich. Seit mehreren Jahren ist die Tuareg-Rebellengruppe Mouvement des Nigériens pour la Justice aktiv, die einen Anteil aus den Uranminen zwischen Niger und Mali fordern.

Musikalische Botschafter der Tuareg

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Bekanntester musikalischer Botschafter der Tuareg ist die Rockband Tinariwen, was in der Sprache der Tuareg „leerer Ort“ bedeutet. Sie touren durch Europa und die USA, um auf die Kultur der Tuareg aufmerksam zu machen. Sie verzaubern die Welt mit ihren Songs vom Überleben in der Sahara, von Liebe und vom politischen Kampf um Anerkennung.