Affen, Affentheater und Abgase

“ Coolest Monkey in the Jungle “ als Mode-Botschaft auf dem Hoodie eines schwarzen Jungen, war das eine gute Idee? Eher nicht. Mit ihrer Werbung hat die Modekette H&M einen Shitstorm im Netz losgetreten. Das Unternehmen reagierte umgehend, entfernte das Bild und entschuldigte sich.

Damit war es aber nicht getan. Die Welle der Empörung erfaßte alle Kontinente, ganz nach dem Muster der Niederlassungen, die das global agierende Unternehmen gegründet hat. Die Aktienkurse von H&M stürzten ab, das Unternehmen gilt als angeschlagen.

 

Affen und Menschen in der Modeindustrie

„Affe“ hat als rassistische Beleidigung eine lange Geschichte, besonders in Südafrika. Das Ende der Apartheid ist gerade mal 27 Jahre her. Die Wunden der unseligen Vergangenheit sind noch lange nicht verheilt. Daher glaubten viele Südafrikaner, dass sich der Konzern der negativen Konnotationen bewusst war. Die radikale Gruppe Kämpfer für Wirtschaftliche Freiheit (EFF) organisierte Protestaktionen in mehreren H&M-Filialen in Johannesburg. Aktivisten zerstörten Werbetafeln in den Geschäften, rissen Kleidungsstücke herunter und warfen Schaufensterpuppen um. Ein H&M-Shop sei geplündert worden, teilte die südafrikanische Polizei mit. Sie vertrieb die Demonstranten mit Gummigeschossen. „In ganz Südafrika sind H&M-Läden geschlossen, weil sie unsere Kinder Affen genannt haben“, sagte der Chef der Aktivisten, Julius Malema. Fühlte er sich persönlich beleidigt (kein Wunder) oder sah er die Chance für einen Riesenwirbel (auch kein Wunder)? Ganz klar ist, dass der Konzern gegen die sensibelsten Regeln der globalen Werbekommunikation verstoßen hat, und die lauten: nein zu Rassismus und nein zu Sexismus.

Eine Zahl gibt uns zu denken: Im weltweiten Modezirkus arbeiten nur 4 % Schwarze als Models. Hatten die Marketingexperten von H&M diese Zahlen im Hinterkopf, als sie mit dem schwarzen Jungen und seiner Botschaft vom coolsten Affen provozieren und Aufmerksamkeit erregen wollten?

Zum Affenzirkus im Fußball

Gerade im Sport werden Spieler mit schwarzer Hautfarbe immer wieder mit „Affen-Lauten“ verunglimpft. Daher meldeten sich einige zur H&H Werbung zu Wort wie Kevin-Prince Boateng oder Mario Balotelli „Haben Sie ihren Verstand verloren?“ und „Nein zu Rassismus“.  Im „Kicker“ wurden die divenhaften Versuche von Aubameyang, seinen Verein zu wechseln, als „Affenzirkus“ bezeichnet. Aubas Vater meldete sich postwendend: ein beschissener Journalist sei das, der seinen Sohn als Affen bezeichnen würde. Affenzirkus ist gleich, du bist ein Affe??? Umgangssprache ist tückisch und entlarvt Vorurteile. Ist so. Als sich der schwarze Nationalspieler Antonio Rüdiger theatralisch fallen ließ, bezeichnete das der Fußballkommentator Tom Bartels als „den Affen machen“. Bartels entschuldigte sich später. Das dazu, wie nahe Affen und Alltagsrassismus in der Sprache gegenwärtig sind, und das nicht nur im Sport.

Ihren Zorn, Frust, Abneigung oder Bewunderung drücken Fußballfans auf verschiedene Weise aus, dazu gehören auch Bananen als rassistisch gemeinte Wurfgeschosse. Kann mir einer verraten, warum gerade Oliver Kahn, der blondeste Ex-Torhüter bei den Bayern, mit fliegenden Bananen bedacht wurde?

Zu Affen und Menschen in der Autoindustrie

Die Autoindustrie ist weniger zimperlich in Fragen des Rassismus wie auch in der Unterscheidung von Primaten und Hominiden (wie viele schwarze Fußballstars fahren Mercedes, Audi u.a. ?). Mensch und Tier sind von dieser Industrie gleichwertig behandelt worden, zumindest was Abgastests betrifft. Auch kein Wunder, die genetischen Unterschiede zwischen Primaten und Hominidi sind verschwindend gering. Beide Arten wurden in Boxen gebracht und Abgasen ausgesetzt. Klingt alles zynisch, und war es auch. Der von VW, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Verband EUGT hat Abgas-Tests an Affen durchführen lassen, um das Image deutscher Diesel-Autos aufzupolieren. (Die Affen heißen seither „Diesel-Affen“, was mit ihnen nach den Tests geschehen ist, weiß niemand so genau). Die Wolfsburger waren federführend bei den umstrittenen Versuchen. Zusätzlich wurden Tests mit Stickstoffdioxid an Menschen durchgeführt, von der Uni Aachen, mit dem Ziel zu beweisen, dass die Diesel-Abgase auf den Straßen nicht so giftig sind wie jene an manchen Arbeitsplätzen, z. B. denen von Schweißern.  War alles überflüssig, denn in einer europaweiten Untersuchung wurde längst nachgewiesen, dass Stickoxide und Feinstaub die DNA nachweisbar schädigen (Michael Kabesch). Was haltet ihr davon? Schreibt uns Eure Meinung

Angelika und das Team von afrika4teens

Mehr über Affen und Wölfe auf afrika-junior

Unbedingt lesenswert: Ein Gedicht von einem afrikanischen Kind über Rassismus

Februar ist der Black History Month

Jedes Jahr im Februar wird in zahlreichen Ländern der Black History Month (BHM) gefeiert. Diese Tradition geht auf das Jahr 1926 zurück, als der Historiker Carter G. Woodson eine Veranstaltungsreihe initiierte, um die breite Öffentlichkeit in den USA über Schwarze Geschichte und die kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leistungen der afro-amerikanischen Bevölkerung aufmerksam zu machen. Er wird heute in vielen Städten von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (ISD) organisiert und soll die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland würdigen.

Veranstaltungen zum Black History Month finden in Hamburg, Frankfurt und Berlin statt. Mehr Infos darüber findet ihr bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland

Am 12. Februar ist der Red Hand Day. An diesem Tag wird der Kindersoldaten gedacht, die weltweit, vor allem in Afrika, im Einsatz sind oder waren. Eine Reihe von nationalen und internationalen Organisationen setzt sich gegen die Rekrutierung von Kindern als Soldaten ein. Hierzu zählen beispielsweise UNICEF,  Amnesty International und terre des hommes. Sie setzen sich ein für die Entwaffnung von Kindern, Entlassung aus dem Militärdienst und die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Ein empfehlenswerter Roman dazu ist ‚Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr‘ von China Keitetsi