Die Apartheid
Die Apartheid war die erklärte Politik der weißen Minderheitsregierung, der National Party. Die weißen Siedler betrachteten sich als die überlegene Rasse. Sie maßte sich an, die Bevölkerung nach Rassen zu trennen. Maßstab war natürlich die weiße Rasse, alle anderen waren Nicht-Weiße. In Zahlen bedeutete das, dass zu Zeiten der Apartheid 4 Millionen Weiße über 41 Millionen Nicht-Weiße bestimmten. Nach einer Volkszählung im Jahr 1950 wurden alle Südafrikaner in Schwarze, Weiße und Farbige eingeteilt. Die National Party erließ Gesetze, durch die Nicht-Weißen der Zutritt zu bestimmten Gebieten untersagt wurde. In den sechziger Jahren führte die National Party die „Große Apartheid“ ein. Der soziale Kontakt zwischen den verschiedenen Rassen wurde verboten, Heirat unter Strafe gestellt. In öffentlichen Einrichtungen und Schulen wurden die Menschen strikt nach Rassen getrennt. Schwarze Kinder durften nicht die Schulen von weißen besuchen. Die Apartheid gipfelte in dem „Bantu Homelands Citizenship Act“, der die schwarzen Südafrikaner zu Bewohnern der neu geschaffenen Homelands erklärte. Nur mit Pass – die schwarze Bevölkerung nannte ihn den „Dummenausweis“ oder „Stinker“ – erhielten sie Zugang zu den übrigen Gebieten. Das bedeutete, dass die schwarze Bevölkerung zu Fremden in ihrer Heimat gemacht wurde. Unnötig ist es beinahe hinzu zu fügen, dass die Gebiete der Weißen in den landschaftlich reizvollen Gegenden lagen und die der Schwarzen in den armen, trockenen Regionen Südafrikas.
Der Widerstand gegen die Apartheid
Seit dem Beginn der Apartheid gab es eine Protestbewegung gegen die Rassengesetze. Der African National Congress, der ANC, war die stärkste Gruppierung der schwarzen Bevölkerung. Der Häuptlingssohn aus der Transkei, Nelson Mandela, schloss sich dem bewaffneten Widerstand der Jugendbewegung des ANC an. Er organisierte Protestaktionen und liess sich als Widerstandskämpfer ausbilden. Der Jurist wurde zu einem glühenden Kämpfer gegen die Apartheid. Je radikaler die schwarze Bevölkerung aus dem sozialen und politischen Leben ausgeschlossen wurde, um so mehr wehrte sie sich mit Demonstrationen und Widerstandsaktionen. 1960 war ein schwarzes Jahr für die Widerstandsbewegung. In Sharpville kam es zu Aufständen der schwarzen Studentenschaft. Die Polizei schlug die Jugendlichen mit brutaler Gewalt nieder. Sie schoss wahllos in die wehrlose Menge. Es gab viele Tote. Das Sharpville Massaker 1960 war trauriger Höhepunkt in der Widerstandsbewegung.
Nelson Mandela und der bewaffnete Widerstand der ANC
Nelson Mandela und seine politischen Mitstreiter entschlossen sich zum bewaffneten Kampf gegen einen übermächtigen Polizeistaat. Sie gründeten einen militärischen Ableger des ANC und verübten Sabotageakte gegen Ziele in der Regierung und der Wirtschaft. Nelson Mandela wurde verhaftet, der ANC als politische Partei verbannt. Aufgrund seiner Aktionen wurde er zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt. Die weiße Minderheitsregierung versuchte sich mit brachialer Polizeigewalt aufrecht zu erhalten. Die Apartheid Politik wurde international geächtet. Südafrika wurde aus dem Commonwealth of Nationes ausgeschlossen. Nelson Mandela wurde die vorzeitige Entlassung angeboten, wenn er dem gewaltsamen Widerstand gegen die Apartheid abschwören würde. Doch er liess sich nicht auf den Kuhhandel ein. Er war zum Symbol des Widerstandes geworden. Sein Buch „Der lange Weg zur Freiheit“, das er während seiner Haft schrieb, war zu einem Manifest für die schwarze Bevölkerung geworden. Nelson Mandela wußte, dass sein Kampf um politische Gleichheit aus dem Gefängnis heraus wirksamer wäre als in Freiheit. Der Druck auf die weiße Regierung wurde immer stärker, die Apartheidgesetze abzuschaffen. Als Friedrich William de Klerk von der National Party 1990 an die Macht kommt, werden schwarze Parteien legalisiert und inhaftierte Widerstandskämpfer entlassen. Nelson Mandela verließ am 11. Februar 1990 mit erhobener Faust das Gefängnis. Der Kampf ist noch nicht zu Ende, war seine Botschaft nach 27 Jahren Haft. Die Homelands wurden abgeschafft, die Verbotszeichen für Schwarze aus der Öffentlichkeit verbannt.
Südafrika erfindet sich neu
1994 wurde die Verfassung neu geschrieben und freie Wahlen abgehalten. Die schwarze Bevölkerung konnte zum ersten Mal an der Wahlurne entscheiden, wie ihre Zukunft aussehen sollte. Gar nicht so einfach für Menschen, die mehrheitlich aus Analphabeten bestand. Wie sollten sie ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen, wenn sie nicht lesen konnten? Nelson Mandela tourte während des Wahlkampfes durch das Land und erklärte ihnen: „Sucht auf der Liste die Flagge mit dem Zeichen Assegai, unserem Speer und einem Rad. Daneben seht ihr das Gesicht von einem sehr schönen Jungen, der graue Haare bekommen hat von dem Ärger, den ihm andere bereitet haben.“ Am Wahltag machten sie alles richtig. Sie wählten mit überwältigender Mehrheit ihren Kandidaten, Nelson Mandela, zum ersten schwarzen Präsidenten ins Amt. Es war ein Triumpf ohnegleichen. In ganz Südafrika herrschte Volksfeststimmung. Konnte Nelson Mandela die großen Hoffnungen erfüllen, die auf ihn und sein Amt gerichtet waren? Würde der alte Mann, inzwischen 75jährig, die Amtszeit von fünf Jahren überstehen?
Der Speer – Symbol für eine Kultur und ein Parteiprogramm
Die Partei Nelson Mandelas, der ANC, war von Nachkommen afrikanischer Königshäuser, von Widerstandskämpfern, von schwarzen Politikern und weißen Kritikern der Kolonialzeit gegründet worden. Der Speer war Zeichen der alten Kriegervölker Südafrikas und ihrer Herrscherhäuser. Für die Partei wurde er zum Symbol für die Wiedereroberung des Landes, das einst den Schwarzen gehörte.