Die Nubier und das Reich von Kusch
Die Geschichte des Reiches von Kusch ist spannend wie ein Krimi. Die Nubier, Herrscher von Kusch, waren für die Entwicklung Ägyptens sehr wichtig. Trotzdem wurde ihre Bedeutung in den Geschichtsbüchern oft unterschlagen. Die Nubier lebten südlich von Ägypten. Der Nil beschert ihnen fruchtbare Böden. Die Nubier besaßen außerdem unermeßliche Goldschätze. Sie hatten im Unterschied zu den Ägyptern eine schwarze Hautfarbe. Aus diesem Grund wurden sie von den ersten griechischen Reisenden „die von der Sonne Verbrannten“ genannt. Die Abbildung rechts stellt eine Szene dar mit dem nubischen Herrscher Taharqua, der zum Pharao gekrönt wurde.
Die Gründung des Reiches von Kusch
Die Nubier waren von den Ägyptern unterworfen worden. Sie arbeiteten als Sklaven in den Pyramiden und Tempeln der Ägypter. Im Lauf der Jahrhunderte lernten die Nubier von den Ägyptern alles über Baukunst, Staatswesen und Handel. Sie befreiten sich von der Sklaverei und knüpften Handelsbeziehungen zu den Ägyptern und Babyloniern. Sie begannen die Schifffahrt auf dem Nil Richtung Norden zu beherrschen und verlangten Zölle von den Schiffern. Manche waren darüber so empört, dass sie ihre Schiffe auseinander nahmen und viele Kilometer weit trugen. Die Nubier waren zu einem einflussreichen Handelspartner in der Region geworden. So lag die Gründung eines eigenen Reiches in greifbarer Nähe. Es war der Krieger Alara, der das Reich von Kusch 780 v. Chr. gründete. Er wählte dafür den Ort Napata am Fuße des heiligen Gebel Barkal. Hier hatten schon die Pharaonen des Neuen Reiches Tempel erbauen lassen. Alara demonstrierte mit dieser Ortswahl, dass die Ägypter in Zukunft mit den Nubiern zu rechnen hatten. Sein Bruder und Nachfolger Kaschta (760-747) zog mit seinen Bogenschützen los und erobert Assuan und Elephantine. Er ist damit der erste kuschitische Herrscher, der in Ägypten bezeugt ist.
Der Aufstieg von Kusch zu einem Weltreich
Kusch besaß außer Gold noch etwas, das andere Herrscher begehrten: Eisen. Etwa 1000 vor Christus, zu Beginn der Eisenzeit, war das Metall entscheidend für die Eroberung anderer Reiche. Aus Eisen konnte man Werkzeuge und Waffen schmieden. Anfangs war Kusch noch stark von der ägyptischen Kultur geprägt. Die Kuschiter bauten Pyramiden und Paläste, die zwar kleiner waren als die der Ägypter. Aber sie waren ebenso prächtig ausgeschmückt. Sie kleideten sich wie die Ägypter und verehrten dieselben Götter. Mit einer Ausnahme: sie verehrten den dreiköpfigen Löwengott. Die Nubier bauten eine Stadt namens Napata, die Reisende aus aller Welt anzog. Die Reichen lebten in Palästen am Nil, die Armen lebten in Dörfern. Das Königreich von Kusch stieg bald zu einem neuen Weltreich auf. Auf der linken Karte ist das Reich von Kusch mit den Städten Napata und Meroe eingetragen.
Taharqa, der schwarze Pharao
Die Kuschiter lieferten Gold, Elfenbein und Kriegselefanten nach Ägypten und in den Vorderen Orient. Sie wurden reich, die Staatskassen waren gefüllt. Um 700 vor Christus waren die nubischen Herrscher so mächtig, dass sie einen Angriff auf das ägyptische Reich starteten. Sie besiegten den einstigen Gegner und bemächtigten sich Ägyptens. Nubische Herrscher liessen sich zum Pharao krönen. Sie erhielten freien Zugang zu den Mittelmeerhäfen und wurden eine der größten Handelsmächte in der Antike. Der bekannteste schwarzafrikanische Pharao war Taharqa. Er regierte 690 vor Christus. Taharqa war ein kluger Regent. Er traf weitsichtige Handelsabkommen und führte Ägypten zu neuer wirtschaftlicher Blüte. Er war ein weiser Bauherr und liess prächtige Tempelbauten errichten. Doch Taharqa wir kein guter Heerführer. Dabei stand Ägypten zu der Zeit unter großem Druck. Im Nordosten bedrohten die Assyrer Ägypten. 663 vor Christus fielen die Assyrer ins Land ein und zwangen die Kuschiter zum Rückzug ins südliche Sudan.
Meroë, das neue Zentrum von Kusch
Die Kuschiter gründeten am Oberlauf des Nils zwischen dem 5. und 6. Katarakt die Stadt Meroë. Bis heute sind die pyramidenförmigen Grabbauten der Könige von Meroë erhalten geblieben. Das Reich von Kusch bekam etwa zu dieser Zeit ein großes Umweltproblem. Ähnlich wie die Phönizier hatten die Nubier einen beispiellosen Raubbau an der Natur getrieben. Für die Herstellung von Eisenwaren und Waffen wurde so viel Holz verbraucht, dass kaum mehr Wälder nachwuchsen. Der Handel brach ein. Um 350 nach Christus zerfiel das Reich von Kusch in drei kleine Königreiche, der alte Glanz verblasste. Aksumiten zerstörten das Reich. Geblieben sind die reich geschmückten Gräber und Tempelruinen, die von der einstigen geschichtlichen Größe der Nubier erzählen. Sehr viel später, um 750 nach Christus, begannen arabische Händler mit Kamelen durch die Wüste zu reisen. Es war der Beginn des Trans-Sahara Handels. Kamelkarawanen mit 200 Tieren und mehr konnten riesige Mengen von Waren aus China, Indien und Arabien in den Westen von Afrika transportieren. Dort wurden die Waren gegen Gold, Elfenbein und Sklaven aus dem südlichen Afrika getauscht. Die Kuschiter beteiligten sich an dem Handel und gelangten dadurch zu neuem Reichtum.