Invictus, Gedicht von William Ernest Henley

Aus dieser Nacht, die mich umhüllt,
von Pol zu Pol schwarz wie das Grab,
dank ich welch immer Gottes Bild
die unbezwung’ne Seel mir gab.
Wenn grausam war des Lebens Fahrt,
habt ihr nie zucken, schrein mich sehn!
Des Schicksals Knüppel schlug mich hart –
mein blut’ger Kopf blieb aufrecht stehn!
Ob zornerfüllt, ob tränenvoll,
ob Jenseitsschrecken schon begann:
das Grauen meines Alters soll
mich furchtlos finden, jetzt und dann.
Was kümmert’s, daß der Himmel fern
und daß von Straf‘ mein Buch erzähl‘,
Ich bin der Herr von meinem Stern,
Ich bin der Meister meiner Seel‘!

(Übersetzer unbekannt)

Invictus

Out of the night that covers me,
Black as the Pit from pole to pole,
I thank whatever gods may be
For my unconquerable soul.
In the fell clutch of circumstance
I have not winced nor cried aloud.
Under the bludgeonings of chance
My head is bloody, but unbowed.
Beyond this place of wrath and tears
Looms but the Horror of the shade,
And yet the menace of the years
Finds, and shall find, me unafraid.
It matters not how strait the gate,
How charged with punishments the scroll,
I am the master of my fate:
I am the captain of my soul.
(Original)

Der englische Lyriker William Ernest Henley schrieb dieses Gedicht 1875. Er befand sich im Krankenhaus. Die Chirurgen der Klinik wollten sein zweites Bein amputieren. Sein erstes Bein hatte er in seiner Kindheit verloren, als er an TBC erkrankt war. Henley hatte sich gegen die Operation entschieden. Sein Leben hat ihm Recht gegeben.

Invictus zählte zu Nelson Mandelas  Lieblingsgedichten. Er hatte den Kapitän der südafrikanischen Rugby Mannschaft, Francois Pienaar zum Tee eingeladen und ihm das Gedicht als Inspiration vor dem entscheidenden Weltmeisterschaftsspiel 1995 ans Herz gelegt. Francois Pienaar pilgerte mit seiner Mannschaft vor dem Spiel zur Zelle 46664, Mandelas ehemaliger Zelle. Den Schmerz und die Kraft des unbeugsamen Nelson Mandela, die sie hier nachempfinden konnten, nahmen sie mit aufs Spielfeld.