Regenkind

von Francis Bebey (Kamerun). Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1997

«Mwama» bedeutet in den Bantu-Sprachen «Kind», und Mwama heisst auch der Held in Francis Bebeys Roman Regenkind. Seine Geschichte spielt in den dreißiger Jahren in Djedu, einem Quartier am Rande der Küstenstadt Duala. Radios sind noch Wunderkisten und die französische Kolonialschule ist erst seit kurzem dabei, ihre Herrschaft über die Dorfkinder zu errichten. Hier leben der fünfjährige Mwama und seine kluge Großmutter Iyo. Mwama ist neugierig und offen für alle sinnlichen Eindrücke, die die Erwachsenenwelt ihm zu bieten hat. So kommt es, dass die schöne Frau Ekalé den Jungen betört und viel zu früh in die Sexualität einführt. So sehen es jedenfalls die übrigen Dorfbewohner, die sich aufgerufen fühlen, dem Spiel des ungleichen Paares Einhalt zu gebieten. Dennoch handhaben die Erwachsenen den Vorfall mit viel Diskretion. Warum einen Roman in Erinnerung bringen und empfehlen, der aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts stammt und nicht von Themen handelt, die etwas in unseren Augen Typisches oder Aktuelles über Afrika erzählen? Bebey schildert die Gefühlswelt des Jungen, besonders in dem Moment, der Kindsein und Heranwachsen voneinander trennt. Es ist ein Moment, den jeder auf seine Weise erfährt und im Gedächtnis behält. Francis Bebey schildert ihn in einer kindgemäßen wie auch poetischen Sprache und macht uns klar, dass uns Toleranz und Menschlichkeit jenseits von Rassen und Kulturen verbinden. Aus seiner Geschichte spricht eine alte afrikanische Weisheit: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Francis Bebey hat Romane, Erzählungen und Gedichte geschrieben, dass er auch als Musiker international bekannt werden konnte, erfährt man aus seiner Sprache.

Ab 12 Jahren

Über den Autor

Francis Bebey, wurde 1929 in einem Vorort Doualas, in Kamerun, geboren, das damals noch unter französischer Kolonialherrschaft stand. Er war Schriftsteller und Musiker, sein stimmungsvoller Roman Regenkind (Le fils d’Agathe Moudio), wurde mit dem Grand Prix Littéraire de l’Afrique Noir ausgezeichnet.
Francis Bebey liebte es, als Kind auf einer traditionellen Pygmäen Flöte zu spielen. Die Waldmenschen in den Tropenwäldern Südkameruns sind bekannt für dieses Instrument, das sich durch einen ganz charakteristischen Klang auszeichnet. Später lernte er Daumenklavier und – als typisch westliches Instrument – Gitarre spielen. Musik wurde immer mehr zu seinem Schwerpunkt. Nachdem er in Paris und New York City studiert hatte, zog er in den sechziger Jahren ganz nach Paris. Er arbeitete für Rundfunksender, später recherchierte er im Auftrag der UNESCO traditionelle afrikanische Musik. Er begann zu komponieren und experimentierte mit verschiedenen Musikstilen, mixte afrikanische mit lateinamerikanischen und westlichen Elementen. Aus diesem Grund wird er von manchen als „Vater der Weltmusik“ bezeichnet. Francis Bebey schrieb neben seinen Gedichten und Romanen auch zwei Bücher über afrikanische Musik. Er starb 2001 in Paris, wo heute zwei seiner Kinder leben. Sein Sohn Patrick ist auch Musiker geworden, er beherrscht wie sein Vater die traditionellen afrikanischen Instrumente einschließlich der besonderen Pygmäen-Flöte. Manchmal tritt er bei Konzerten auch in Deutschland auf.