Der Streik der Bettler

(La Grève des Bàttu) von Aminata Sow Fall, aus dem Französischen von Lamuv Verlag, Stuttgart 1996
Mour Ndiaye, Leiter der Gesundheitsbehörde in Dakar (Senegal), ist ein Karrierist. Als Umbesetzungen in der Regierung angekündigt werden, strebt er das Amt des Vizepräsidenten an. Zu dieser Zeit sehen manche Minister die Bettelei in Dakar als Gefahr für den wichtigen Tourismus und als Belästigung für die Bürger an. Um bei der Regierung gute Chancen für den Aufstieg zu bekommen, übernimmt Mour Ndiaye die Leitung einer Aktion gegen die Bettler der Stadt. Mit Hilfe seines Stellvertreters Keba erstellt er einen Interventionsplan, der vorsieht, der Bettelei durch Razzien, Verhaftungen und Deportationen ein Ende zu setzen. Der Plan funktioniert. Die Gejagten sind verängstigt, verstecken sich. Doch es gibt einen Rückzugsort im Hof von Salla Niang, einer ehemaligen Bettlerin. Die Bettler halten dort geheime Versammlungen ab und organisieren einen Streik, tatkräftig von Frau Niang unterstützt. Wissend um ihre Macht geben sich die Bettler siegessicher: Denn im Senegal wird es als Pflicht angesehen, Armen und Bettlern Almosen zu geben. Dafür schließen einen die Bettler in ihr Gebet ein oder singen Suren aus dem Koran. Die Bürger fühlen sich durch ihre Gabe seelisch erleichtert. Die Bettler streiken, niemand kann sich mehr mit Almosen von seinem schlechten Gewissen freikaufen. Zu spät erkennt Mour Ndiaye die Tragweite seiner Entscheidungen. Er holt sich Rat bei einem Weisen, einem sogenannten Marabout. Dieser zeigt wenig Verständnis für die Verfolgung der Bettler. Er erlegt Ndiaye ein Opfer auf: Ndiaye soll einen Schafbock schlachten und das Fleisch den Bettlern schenken. Das muss ausgerechnet Mour Ndiaye passieren, dem großen Kämpfer gegen die Bettler. Er ist in einer Zwickmühle. Soll er seine Karriepläne nur der Bettler wegen aufgeben?

Die wahren Helden in dem Roman sind die Frauen, kämpferische, aufmüpfigen Frauen, die sich mit der Vielehe nicht mehr abfinden wollen und die sich einmischen, wenn es um soziale Konflikte und Ungerechtigkeiten geht.

Über die Autorin

Aminata Sow Fall, 1941 in Senegal geboren, durchlief das komplette Bildungsprogramm der französischen Kolonialverwaltung, die vor hundert Jahren in dem westafrikanischen Land herrschte. vom Lycée Faidherbe in Saint-Louis bis zum Lycée Van Vo in Dakar. Danach studierte sie romanische Literatur. 1963 heiratet sie und kehrt als Lehrerin nach Dakar zurück Im Rahmen einer nationalen Kommission arbeitet sie an der Reform des Französischunterrichts mit. Aminata Sow Fall leitet verschiedene Institutionen für Sprach- und Literaturforschung, gründet das Verlagshaus Khoudia, und unterstützt junge Schriftsteller. 1985 wird sie die erste Präsidentin des Schriftstellerverbandes Senegals.
Diverse Universitäten verliehen ihr einen Ehrendoktortitel. Inhalt ihrer Werke sind vorrangig das Aufeinandertreffen von afrikanischer und europäischer Kultur. 1980 erhielt sie den Gramd Prix littéraire de l’Afrique noire für ihren Roman Der Streik der Bettler (La Grève des Battu). Der Roman wurde international bekannt. Oumar Cissoko verfilmte den Roman und machte ihn zu einem modernen Epos über afrikanische Politik.

Ab 14 Jahren