GraceLand

von Chris Abani (Nigeria), aus dem Englischen von Thomas Brückner. C.H.Beck Verlag, München 2004

Der Teenager Elvis Oke schlägt sich in einem Ghetto in Lagos, der Hauptstadt Nigerias, durchs Leben. Die Haut mit Schichten von Make-up weiß geschminkt, versucht sich Elvis als Imitator des amerikanischen Superidols ein paar Dollars zu verdienen. Er hat zu kämpfen mit seinem gebrochenen Vater, der Stiefmutter und seinen Stiefgeschwistern. Über allem herrscht die Gewalt des täglichen Lebens unter einem tyrannischen Regime. Von ständigen Geldsorgen getrieben lässt sich Elvis zu einer Reise in die kriminelle Unterwelt von Lagos überreden – beschützt vom „König der Bettler“, einem rätselhaften und loyalen Freund. Vor dem Zugriff des Staates und der Inhaftierung kann dieser Elvis dennoch nicht bewahren. Elvis übersteht, wie Chris Abani selbst, Haftzeit und Folter, und findet schließlich seinen eigenen Weg nach „Graceland“.

Chris Abani, 1967 in Nigeria geboren, veröffentlichte mit 16 Jahren seinen ersten Roman und wurde zwei Jahre später wegen dieses Buches inhaftiert und gefoltert. 1991 konnte er das Land verlassen, lebte zunächst in England und hält sich jetzt in den USA auf. Er erhielt das Lannan Literary Fellowship für den Gedichtband „Daphne’s Lot“, den PEN USA West Freedom to Write Award und den Prince Claus Award.

Über den Autor

Chris Abani, 1966 in Afikpo, Nigeria, geboren, war ein Frühstarter. Mit gerade mal 16 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman „Masters of the Board” (1985). Das war zu einer Zeit, als in Nigeria noch eine Militärdiktatur herrschte und jede Kritik am Staat im Keim erstickt wurde. Schon als Teenager war er der Hetzjagd der nigerianischen Machthaber ausgesetzt. Er wurde inhaftiert und misshandelt. Seine Erfahrungen verarbeitete er in seinen Gedichten. Er hat drei Gedichtbände veröffentlicht. Sein zweiter Roman „Graceland“ (2004) sorgte international für Aufsehen. Chris Abani erzählt darin die Geschichte eines jungen Elvis-Imitators, der in den Slums von Lagos lebt und eine Odyssee durch die Unterwelt der Stadt durchläuft. Von der Kritik wurden seine Arbeiten hochgelobt, sein Talent für eine neue Art des kulturübergreifenden Humors besonders gewürdigt. 2001 erhielt er den PEN USA West Freedom-to-Write-Award, den Prins Claus Prijs sowie 2003 das Lannan Literary Fellowship. GraceLand wurde mit dem Hemingway Foundation PEN Award ausgezeichnet. Chris Abani emigrierte in die USA und lebt derzeit in Los Angeles. Er lehrt an der University of California. Abani arbeitet auch als Verleger und gibt das Lyrikmagazin Black Goat Press heraus. Ihr könnt ihn auf seiner Website besuchen und euch über seine neuen Projekte informieren.
Was Chris Abani zum heutigen Rassismus der ehemaligen Kolonialmächte zu sagen hat, ist absolut lesenswert:
„Es gibt da den alten Witz, den wir Postkolonialen pflegen: Frage: Was ist der Unterschied zwischen den französisch und den britisch Kolonialisierten? Antwort: Während die Franzosen einen Afrikaner als Tier betrachten, oder versuchen, dich zu zivilisieren oder zu assimilieren, würden dich die Briten nicht mal wahrnehmen. In der britischen Kultur gibt es so etwas wie Assimilation nicht. Da geht es nur um den Status Quo… In der amerikanischen Kultur, in der es nur um Kapitalismus geht – gibt es diesen Gedanken der globalen Kultur der Weißen durch globale Assimilation. Es ist eine Art New Wave Imperium … Deshalb war Amerika interessanter oder einladender. Und dann das Fernsehen, die Filme, das gab es hier schon, lange bevor ich geboren wurde. Und als ich mir darüber klar wurde, über die Helden, auch über die schwarzen Helden … da war es das erste Mal, dass ich sah, dass Farbige irgendeine Macht ausstrahlten. Omar Sharif war für uns ein Held. Es war einfacher, sich in einem globalen Zusammenhang zu definieren, einfach weil es diese amerikanischen Filme gab.” Chris Abani
www.chrisabani.com

Ab 14 Jahren.