Der Sklavenhandel in Afrika

Sklavenmonument in Sansibar (c) Brocken Inaglory

(c) Brocken Inaglory

Sklavenhandel gab es in Afrika seit den ersten Hochkulturen. Die Ägypter überfielen im 2. Jahrtausend vor Christus das benachbarte Nubien und versklavten die Kriegsgefangenen. In Nordafrika mischten die Karthager im Sklavenhandel mit und später die Römer, die Sklaven in ihre Zirkusarenen schickten. Auch im Mittelalter wurden Gefangene aus kriegerischen Auseinandersetzungen verkauft und versklavt, einige Königreiche Westafrikas kamen durch den Sklavenhandel zu Reichtum, wie das Königreich Songhai und die Haussa. Das geschah über viele Jahrhunderte. Doch im frühen Mittelalter setzte ein Wandel ein. Arabische Geschäftsleute entdeckten den Handel mit Menschen als lukratives Geschäft – ganz unabhängig von Kriegen und Eroberungen. Sie gingen auf die Jagd nach Menschen und drangen bis ins Innere des Kontinents vor. Bald etablierten sie Sklavenmärkte in Ostafrika, Arabien und Indien. Selbst über die Sklavenmärkte in Westafrika gewannen sie die Kontrolle.

Arabischer Sklavenhandel in Ostafrika – und was Mesopotamien damit zu tun hatte

Arabischer Sklavenhandel (c) wikimedia

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Im Orient ist bereits vor dem 8. Jahrhundert Sklaverei und Sklavenhandel dokumentiert. Hauptsächlich waren weiße Sklaven aus Osteuropa im Einsatz für islamische Sklavenhalter. Doch im 8. Jahrhundert trat eine Wende ein. Die Abbasiden, ein Volk im Mesopotamien, dem heutigen Irak, planten die Sumpfgebiete im Süden des Landes zu erschließen. Sie machten sich auf die Suche nach afrikanischen Arbeitskräften, die sie sich auf den Sklavenmärkten  Ostafrikas beschafften. Denn die Sklavenhändler wußten, dass Menschen in Afrika leichter zu erbeuten waren wie in Europa. Außerdem hielten sie afrikanische Sklaven für geeigneter, schwere Arbeit zu verrichten wie Salzsümpfe trocken zu legen oder Plantagen anzulegen. Man nannte die schwarzen Sklaven Zandsch. Sie wurden noch schlechter behandelt wie weiße Sklaven. Sie lebten unter katastrophalen Bedingungen und wurden wie Leibeigene behandelt. Niemand schützte sie, sie waren der Willkür ihrer Eigentümer ausgeliefert. Waren sie krank oder schwach, wurden sie ausgesondert und umgebracht. 869 kam es zu einem großen Aufstand der Zandsch, der afrikanischen Sklaven. Fast zwanzig Jahre lang wehrten sich Afrikaner gegen ihre Unterdrücker. 883 wurde der Aufstand von Al Muwaffaq niedergeschlagen. Er richtete einen grausamen Völkermord an und liess fast alle Sklaven niedermetzeln. Die Nachrichten über die Greueltat löste ein Umdenken in der arabischen Welt aus. Danach gab es nurmehr wenige Plantagen im Orient, die von afrikanischen Sklaven bewirtschaftet wurden. Männliche Sklaven wurden von nun an überwiegend als Eunuchen eingesetzt, weibliche Sklaven als Konkubinen oder als Haussklaven. Trotz des Umdenkens vermindeterte sich der arabische Sklavenhandel nicht. Im Gegenteil. Durch die Kolonisierung aller Erdteile wuchs der Bedarf nach Arbeitskräften weltweit.

Afrikanische und arabische Menschenjäger machten Jagd auf Völker im Inneren des Kontinents. Sie verschleppten Männer, Frauen und Kinder an die Ost- und Westküste. Sie entvölkerten ganze Dörfer und Landstriche. Auf der Flucht vor den professionellen Menschenjägern zogen sich einige Völker in unwegsame Gebiete zurück wie die Nuba in Ostafrika.Sklavenjagden wurden organisiert, ganze Landstriche von Ostafrika und Zentralafrika wurden entvölkert. Die Gefangenen wurden von arabischen Händlern auf den Märkten in West- oder Ostafrika verkauft. Ihr Handelsnetz umspann den ganzen Kontinent. Die Abnehmer waren Händler in Europa, Amerika und Indien.

Europäischer Sklavenhandel an der Westküste

Mit den ersten Entdeckungsfahrten der Portugiesen entlang der afrikanischen Küste im 15. Jahrhundert begannen auch europäische Geschäftsleute, im Sklavenhandel mitzumischen. Portugal war das erste europäische Land, dem Arbeitskräfte in der Landwirtschaft fehlten. Am Anfang der unheilvollen Sklavengeschichte Europas steht eine schillernde Figur: Infante Dom Henrique o Navegador, auch Heinrich der Seefahrer genannt. Er wurde zum einflussreichsten Organisator portugiesischer Entdeckungsfahrten im Atlantik. Portugiesische Schiffe drangen entlang der afrikanischen Küste immer weiter nach Süden vor und gründeten zahlreiche Stützpunkte an Land. Die Stützpunkte dienten  dem Raub von Sklaven, die ins Mutterland transportiert wurden. Doch bald verschafften sich die Portugiesen Zugang zu den Sklavenmärkten an der Westküste. Sie waren auf die Sklavenmärkte angewiesen, denn sie besassen zu der Zeit noch keinen Zugang ins Innere des Kontinents. Die Songhai kontrollierten den Handel zwischen West- und Ostafrika, lange bevor die ersten Portugiesen an der Küste auftauchten. Doch ab 1444 begann Portugal den Sklavenhandel an sich zu reißen. Über ein Jahrhundert beherrschten die Portugiesen den afrikanischen Sklavenmarkt. Dann stiegen auch die Spanier in den Menschenhandel ein.

Der transatlantische Handel mit Menschen

Atlantischer Sklavenhandel (c) LucaLuca

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Der weltumspannende Handel mit Sklaven begann im 16. Jahrhundert. Er umfaßte drei Kontinente: Europa, Afrika und Lateinamerika. Er wurde von den großen europäischen Handelshäusern betrieben. Der Dreieckshandel verlief immer nach demselben Muster: Stoffe, Schmuck und Feuerwaffen wurden von Europa nach Afrika verschifft und dort an afrikanische Händler oder Stammesfürsten gegen Sklaven eingetauscht. Sklaven wurden nach Nord- und Südamerika gebracht und dort als Haussklaven oder Farmarbeiter verkauft. Baumwolle, Kaffee und Tabak brachten sie zurück nach Europa. Bald beteiligten sich auch Engländer, Niederländer, Franzosen, Schweden und Deutsche am Sklavenhandel. Der transatlantische Sklavenhandel erreichte seinen Höhepunkt im 18. Jahrhundert. An dem Menschenhandel waren auch afrikanische Sklavenhändler und Stammesfürsten beteiligt, die sich damit europäische Feuerwaffen erkauften. Ohne ihre tätige Mithilfe wäre das Ausmaß des transatlantischen Sklavenhandels nicht denkbar gewesen. Einige westafrikanischen Machthaber wie die Herrscher über das Königreich Dahomey – heutiges Benin – die Herrscher der Yoruba – heutiges Nigeria –  und der Ashanti – Ghana – profitierten davon. Mehr zur Sklaveninsel Gorée in Senegal

Was hat Zucker mit dem afrikanischen Sklavenhandel zu tun?

Querschnitt durch ein Sklavenschiff

(c) unbekannt

Zucker war eines der wertvollsten Handelsgüter zwischen Lateinamerika und Europa. In Lateinamerika hatten die Spanier die Ureinwohner versklavt und gezwungen, auf den Zuckerplantagen zu arbeiten. Die amerikanische Urbevölkerung war anfällig für eingeschleppte Krankheiten wie Grippe, Pocken oder Typhus. Millionen Ureinwohner starben daran. So waren auch die Spanier auf die widerstandsfähigeren Sklaven aus Afrika angewiesen. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts beteiligten sich auch die Engländer am Sklavenhandel. Sie waren besonders an den Märkten der Spanier in Lateinamerika interessiert. Frankreich, Holland und Dänemark folgten als Mitbewerber. 1713 wurde das allgemeine Recht eingeräumt, dass alle Länder die spanischen Kolonien beliefern dürfen. Durch die rasante Entwicklung der Zuckerindustrie in Brasilien stieg der Sklalvenhandel Ende  des 16. Jahrhunderts sprunghaft an. Als man ein Jahrhundert später Gold in Brasilien entdeckte, schnellte die Nachfrage nach Sklaven noch weiter in die Höhe. Zwischen 1700 und 1810 wurden etwa 1.800.000 Sklaven von Afrika nach Brasilien transportiert. Nach Brasilien dauerte die Segelreise im Durchschnitt einen Monat, in die nordamerikanischen Kolonien etwa doppelt so lange. In die Handelsschiffe wurden Zwischendecks eingezogen, so paßten 400 oder mehr Gefangene auf ein Schiff. Angekettet kauerten die Sklaven auf weniger als einem Quadratmeter pro Person. Die hygienischen Zuständ waren katastrophal, so dass nur etwa zwei Drittel der Gefangenen die Reise überstand.

Das grausame Gesetz des Code Noir

Mit der steigenden Zahl an Sklaven drängten die Sklavenhändler darauf, den Status des „menschlichen Eigentums“ auch rechtlich zu definieren. Zeugnis dieser  Grausamkeit gibt der Code noir, das Schwarze Gesetzbuch, das Ludwig XIV. 1685 erließ. Das Schwarze Gesetzbuch verschaffte den Sklavenhaltern Rechtssicherheit. Die Folge war für Millionen Afrikaner ein Desaster. Noch mehr Bewohner des Kontinents wurden gejagt und versklavt, verschleppt und ausgebeutet. Tausende Menschen, zumeist aus Madagaskar, Ostafrika oder Indien, wurden durch die Weltmeere geschickt und verkauft, mit unbestimmtem Schicksal, ohne Recht, ohne Beistand. Denn der Handel mit Menschen war ja nun rechtlich abgesichert!

Der arabische Sklavenhandel in Sansibar und auf Madagaskar

Replica von John Cabots Schiff (c) Chris Ms Kenna

(c) Chris Ms Kenna

Ab dem 17. Jahrhundert wurde der Sklavenhandel in Ostafrika zum großen Geschäft. Händler aus Oman ließen sich auf Sansibar nieder. Die Inseln nahmen wegen des großen Handels an der Suaheli-Küste eine wichtige Rolle im arabisch-afrikanischen Sklavenhandel ein. So entstand der damals größte Sklavenmarkt Ostafrikas. Keiner weiß genau, wie viele Afrikaner in den Osten verkauft wurden. Das hängt damit zusammen, dass bei dem Transport der Gefangenen an die Küsten viele die Strapazen nicht überlebten. Historiker vermuten, dass drei von vier Menschen starben, noch bevor sie auf den Sklavenmärkten Sansibars ankamen. Sie starben vor Hunger, wurden krank oder waren erschöpft von der langen Reise, dem Stress und der Trauer. Im 19. Jahrhundert erreichte der ostafrikanische Sklavenhandel seinen Höhepunkt. Das hatte seinen Grund darin, dass zahlreiche Königshäuser in West- und Zentralafrika begannen, sich aus dem Sklavenhandel zurück zu ziehen. Die Gier der Sklavenhändler hatte dazu geführt, dass manche küstennahen Gebiete in Westafrika fast entvölkert waren. Die Sklavenjäger hatten es vor allem auf die jungen, arbeitsfähigen Männer abgesehen. Deshalb konnten sich viele Dorfgemeinschaften, die nur noch aus Alten, Kindern und Frauen bestand, nicht mehr selbst versorgen. So folgte dem menschlichen Drama ein wirtschaftliches Desaster, über das auch Afrikas Herrscher nicht mehr hinweg sehen konnten. Europäische Sklavenhändler verlegten sich an die Ostküste und beschafften dort Gefangene. Sie wurden die besten Kunden arabisch-muslimischer Händler. Als die Nachfrage aus Amerika sank und in ganz Afrika die Preise für Sklaven fielen, wurde es Käufern innerhalb Afrikas und im arabisch-islamischen Raum möglich, mehr Sklaven einzukaufen. Durch umfangreiche Sklavenjagden wurden ganze Landstriche Ostafrikas entvölkert. Ein bekannter Sklavenjäger war Tippu-Tip aus Sansibar, der bei seinen Expeditionen bis in das Kongobecken in Zentralafrika vordrang.  Die Gefangenen wurden in Verließen und Forts auf Inseln im Indischen Ozean gesammelt. Die Insel Sansibar war eine solche berüchtigte Sklaveninsel. Unter der Herrschaft des Sultans von Oman wurde Sansibar zum Zentrum des ostafrikanischen Sklavenhandels. Sklaven wurden auf  den Gewürznelkenplantagen in Sansibar eingesetzt. Oder Sklaven wurden in den Nahen Osten, nach Persien und Indien transportiert. Die Zahl der Menschen, die verschleppt wurden und dabei umkamen, war noch höher als bei den europäischen Händlern. Die männlichen Sklaven wurden entmannt, Frauen mußten in Harems arbeiten. Weitere Handelsplätze für Sklaven waren die weiter nördlich gelegenen Inseln Lamu und Pate.

Warum bestand der grausame Sklavenhandel mehr als drei Jahrhunderte?

Zu viele Händler verdienten daran, eine zu große Industrie machte damit Geschäfte, und einige Königreiche wurden erst mit dem Sklavenhandel reich. Der Geograf Leo Africanus berichtet 1510 über seinen Besuch in Gao, der Hauptstadt des Songhai-Reichs am Niger: „Hier gibt es einen bestimmten Platz, auf dem Sklaven verkauft werden, … Ein junger Sklave, 15 Jahre alt, bringt sechs Dukaten, Kinder kann man ebenso kaufen. Der König dieses Gebietes hält eine große Zahl von Sklaven und Konkubinen.“ 

Zu Beginn des transatlantischen Sklavenhandels – etwa 1444 – waren die Sklaven-Preise für Europäer noch relativ niedrig. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts stiegen die Preise kontinuierlich an, denn die Nachfrage in der Neuen Welt wuchs rasant. Dort zahlte man  zwischen 1676 und 1680 für einen Afrikaner etwa 18 englische Pfund. Zwischen 1736 und 1740 betrug der Durchschnittspreis 34 Pfund. Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich der Preis fast verdoppelt. Seinen Spitzenwert erreichte er zur Zeit der Revolutionskriege zwischen 1806 und 1810 mit 85 Pfund. Die Gefangenen wurden in der Regel je „Stück“ berechnet. Ein „Stück“ war zwischen 30 und 35 Jahre alt, etwa  1,80 m groß und ohne körperlichen Defekt. Für einen Heranwachsenden gab es Preisnachlass. Manchmal wurde auch tonnenweise abgerechnet, in diesem Fall entsprachen drei Sklaven einer Tonne.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – die Abschaffung der Sklaverei

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Gemälde v. Francois-Auguste Biard

Die Verschleppten gehörten den Einkäufern, meist Plantagenbesitzer, mit Leib und Leben. Selbst die Kinder der Sklaven gingen in den Besitz ihrer „Eigentümer“ über. Auf den Plantagen mussten sie unter oft unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Selten kam es vor, dass Aufstände oder Fluchtaktionen afrikanischer Sklaven Erfolg hatten. Doch die Geschichte der Männer auf dem Sklavenschiff La Amistad – auf dem Gemälde rechts im Bild – die Himmel und Hölle bewegten, um sich zu befreien, rüttelte die Menschen auf. Die französische Revolution verbreitete die Idee der Gleichheit und Brüderlichkeit in Europa. Die ersten Stimmen in der Presse wurden laut gegen den inhumanen Sklavenhandel. In England schlossen sich Ende des 18. Jahrhunderts die Gegner der Sklaverei zusammen. Sie nannten sich Abolitionisten. Die Bewegung gewann an politischem Einfluss, als katastrophale Einzelheiten aus dem Menschenhandel bekannt wurden. Etwa, wie entwürdigend die Unterbringung der Gefangenen auf den Schiffen war, wie viele Sklaven bei der Überfahrt umkamen, und wie brutal die Sklaven auf den Plantagen in der Neuen Welt behandelt wurden. 1772 rüttelte ein aufsehenerregender Prozess die Bevölkerung Englands wach. Hauptakteur war der Rechtsanwalt Granville Sharp, der den Fall des schwarzen Sklaven James Somersett übernahm. Der Prozess endete in einer scharfen Verurteilung der Sklaverei. Doch es dauerte noch Jahrzehnte, bis die Sklaverei in England abgeschafft wurde.Großbritannien schaffte 1833 die Sklaverei ab, die USA dreißig Jahre später, nach dem Bürgerkrieg der Nordstaaten gegen die Südstaaten. In arabischen Ländern dauerte die Sklaverei noch bis 1963.  Drei Jahrhunderte hatte der Sklavenhandel angedauert. Die Zahlen, wieviele Afrikaner verschleppt wurden, schwanken zwischen zwanzig und vierzig Millionen Menschen. Mehr zum  Anti-Sklaverei Prozess

Die Bekämpfung der Sklaverei als Vorwand für die Kolonialisierung von Ostafrika

Mit der Abschaffung der Sklaverei in Englang setzte eine paradoxe Entwicklung ein. Europäische Kolonialmächte, besonders das britische Königreich, gaben vor, den Sklavenhandel zu bekämpfen, Tatsächlich rechtfertigten  sie damit die Kolonialisierung Ostafrikas. Ab 1860 suchten Flotten der Royal Navy im Indischen Ozean nach „Dhaus“, arabischen Segelschiffen, in denen Sklaven transportiert wurden. Auf Druck Großbritanniens wurde der Sklavenhandel in Ostafrika 1875 verboten, doch illegal bestand dieser Handel bis ins 20. Jahrhundert. In Saudi Arabien gab es bis etwa 1930  öffentliche Sklavenmärkte, auf denen Verschleppte aus dem Tschad verkauft wurden.

Gibt es heute noch Sklaverei ?

Sklavendenkmal in Sansibar (c) Jan

(c) Jan

Leider ja! Sklaverei existiert immer noch. Die Befreiung von Sklaven in Sudan 2011 sowie der Kinderhandel in Westafrika zeigen, dass Sklaverei auch heute noch existiert. Laut Unicef leben in Westafrika  200 000 Kinder in Sklaverei. Nach dem 2010 veröffentlichten Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) steigt die Anzahl der Menschen wieder, die in völliger Unfreiheit leben. Es handelt sich dabei häufig nicht um Sklaverei im alten Sinn, sondern meist um der Sklaverei ähnliche Formen der Unfreiheit. In Nordafrika, in Lybien und Algerien, haben sich durch die Fluchtbewegung aus Westafrika wie auch aus Syrien neue Sklavenmärkte gebildet. Mit dem Schleppern weiten Sklavenhändler ihr Geschäft auch nach Europa aus. Man geht davon aus, dass es in Europa 140 000 Sklaven gibt und weltweit mehrere Millionen. Dabei werden  zumeist Frauen und Kinder unter dem Vorwand, Arbeit im reichen Ausland zu erhalten, aus ihrer Heimat gelockt. Die Reisekosten werden von den Schleppern bezahlt, die dafür den Pass einkassieren mit der Begründung, gegen Abzahlung dieser Leistungen würden sie den Paß wieder erhalten. Meist tun sie das nicht. Sie zwingen die Frauen und Kinder nach ihrer Ausreise zu Prostitution und Zwangsarbeit. Diese Form der Sklaverei existiert auch in unserem Land, wie in ganz Europa.

Was können wir dagegen tun? Wachsam sein, wenn wir Vorfälle beobachten, die darauf hindeuten, dass Menschen in Abhängigkeit leben, und die zuständigen Behörden darauf aufmerksam machen. Wir müssen mehr Einfluss auf die Politik ausüben, die Gesetze macht. Insbesondere das bestehende Prostitutionsgesetz in Deutschland muss dringend geändert werden. Es schützt nicht die Frauen, sondern stärkt die Kriminellen, die Schlepper, Mädchenhändler und Zuhälter – die modernen Sklavenhändler.

Die Organisation SOLWODI macht auf den Mißbrauch von Menschen in Deutschland aufmerksam. Sie ist eine Anlaufstelle für Frauen, die Opfer von Gewalt, Zwangsehe und Missbrauch wurden. Sie unterstützen bei Behörengängen, Wohnungsbeschaffung und vor allen Dingen auch bei komplizierten Rechtsfragen. Zu erreichen unter www.solwodi.de

Zwei Organisationen, die sich heute mit Sklaverei beschäftigen und dagegen ankämpfen:

https://ijm-deutschland.de/informieren/sklaverei-heute

https://www.antislavery.org/ ist die erste „NGO“, die international gegen Sklaverei aktiv ist

Bücher über den Sklavenhandel:

Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei. München. CH.Beck Verlag 2009

Infoblatt Die Geschichte der Sklaverei. Von Klaus-Uwe Koch. Klett Verlag 2012.

Tidiane N’Diaye: Der verschleierte Völkermord: Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels in Afrika.
Rowohlt 2010