Romane übers Erwachsenwerden
Erwachsenwerden ist für alle Menschen ein existenzielles Abenteuer, aufregend, stressig, unendlich deprimierend und traumhaft schön, immer verwirrend, oft erschütternd. Der schwierige Prozess ist Stofflieferant für explosive und berührende Geschichten. Zwischen erster Liebe und sexuellen Abenteuern lauern Minenfelder wie schulische Krisen, Konflikte mit den Eltern oder Schule und alle Arten von Zukunftsängsten. Über all das berichten afrikanische Erzähler ebenso wie Erzähler aus anderen Ländern und Kontinenten. Nur tun sie das zugespitzter, unter existenzielleren Umständen und darum auch kompromissloser. Denn Jugendliche in afrikanischen Gesellschaften werden durch die politischen und sozialen Verhältnisse früher und oft weitaus härter in die Pflicht genommen als anderswo.
Erste Liebe
Meist sind es Frauen, die vom Erwachsenwerden und erster Liebe erzählen. Und häufig stammen sie aus einem Terrorregime und wollen ihren Traum vom Leben auch unter belastenden Umständen verwirklichen. Es ist kein Zufall, dass die Autorinnen Beverly Naidoo und Chimamanda Ngozi Adichie aus einem Land stammen, dessen Politik noch weitgehend von den herrschenden Eliten geprägt ist. Chimamanda Ngoi Adichies Roman Blauer Hibiskus erzählt vom Erwachsenwerden unter dem Terror eines großbürgerlichen Patriarchen. Beverly Naidoo schreibt in ihrem Buch Die andere Wahrheit vom Erwachsenwerden unter dem politischen Druck einer Klasse, die jede kritische Stimme im Keim erstickt und das Vertuschen von Wahrheiten zum System erhoben hat.
Schulische Krisen und berufliche Querschläger
Bildung bedeutet in Afrika oft, der Armut zu entfliehen. Bildung nach westlichen Vorstellungen führt aber auch dazu, die Anerkennung gmeinsamer kultureller Werte aufzukündigen. Wie sehr die Wirklichkeit des Lebens und die Last der Tradition dem Wunsch nach Bildung in die Quere kommen können, erzählt die Nigerianerin Tsitsi Dangarmbga in ihrem Klassiker Der Preis der Freiheit. Wie teuer Bildung auch heute noch für die schwarze Bevölkerung Südafrikas ist, erfahren wir in Kagiso Lesego Molopes Roman Im Schatten des Zitronenbaumes. Eine Berufsbildung der besonderen Art durchläuft Kings, der Held aus Adaobi Tricia Nwaubanis Roman Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy.
Initiationsromane
Initiationsromane handeln von Riten der Beschneidung, wie sie in vielen afrikanischen Völken praktiziert werden. Diese Riten markieren für Jungen und Mädchen den schwierigen Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Oft beinhalten sie auch eine Zeit des Rückzuges, in dem die grundlegenden Werte der Gemeinschaft vermittelt werden. Die Jungs erleben die Riten der Beschneidung häufig als positive, lebensverändernde Erfahrung, die oft zu lebenslangen Freundschaften führt. Für Mädchen dagegen ist Beschneidung identisch mit schmerzhafter Verstümmelung. Nicht selten wird das Vertrauen zwischen Großmüttern, Müttern und Töchtern für immer zerstört. In einigen Fällen jedoch kommt es zu Bündnissen zwischen den Generationen, aus denen alle etwas lernen. Die Erzählung von Marie-Florence Ehret Die Tochter der Krokodile handelt genau davon. Eine andere Initiationsgeschichte erzählt Lewis Nkosi in Mandela und der Bulle von Mondi. Seine Initiation geschieht zwar eher auf geistige Weise, aber sie ist nichts desto weniger prägend.
Lies die ersten drei Kapitel aus Blauer Hibiskus. Unter Hörbücher findest du eine Lesung