Liberia

Der westafrikanische Staat LFlagge von Liberiaiberia ist aus dem Sklavenhandel entstanden. Nach dreihundert Jahren wurden die ersten afrikanischen Sklaven in die Freiheit entlassen. Mit ihnen startete ein einzigartiges Projekt, ehemalige Sklaven wurden zurückgebracht in ihr Ursprungsland und konnten sich dort ansiedeln. Das Land ist etwa ein Drittel so groß wie Deutschland und hat dreieinhalb Millionen Einwohner.

Lage

Karte von Liberia (c) Diederis

(c) Diederis

Liberia ist ein Staat in Westafrika, er liegt am Atlantischen Ozean und grenzt an Sierra Leone, Guinea und die Elfenbeinküste. Das Land besteht zum größten Teil aus einer Hochebene mit tropischen Regenwäldern. Ein reiches Netz an großen und kleineren Flüssen durchzieht das Land. An den Küsten gedeihen Mangrovenwälder.

Klima

Das Land liegt in Äquatornähe und hat ein immerfeuchtes Klima. Der Golf von Guinea beschert in Küstennähe ein tropisch warmes Klima mit 32 ° Jahresdurchschnitt.

Monrovia – Hauptstadt eines freien Landes

Innenstadt von Monrovia

(c) whiteafrican

Die Hauptstadt Liberias ist Monrovia. Die Hafenstadt  war einst Handelsstützpunkt der Portugiesen und entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert zu einem wichtigen Knotenpunkt im Seeverkehr. Sie wurde 1822 gegründet und Monrovia genannt, zu Ehren des amerikanischen Präsidenten James Monroe, einem Unterstützer der Ansiedelung ehemaliger Sklaven in Afrika. Die Stadt und vor allem ihr Straßennetz wurde nach dem Muster amerikanischer Städte angelegt. In der Nähe der Stadt befindet sich der internationale Flughafen von Monrovia. Der große und modern ausgebaute Seehafen ist das wirtschaftliche Standbein der Stadt. Heute leben mehr als 1,5 Millionen Menschen in Monrovia.

Völker und Sprachen

Dancing girl (c) arddu

Liberia hat eine besondere Regelung bezüglich der Staatsbürgerschaft: Nach Artikel 27 der liberianischen Verfassung dürfen nur Schwarze die Staatsbürgerschaft erlangen. Die von Afroamerikanern abstammende Bevölkerungsschicht, die  auch „Amerikoliberianer“ genannt werden, macht nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung Liberias aus, doch sie bestimmt über die Geschicke des Landes. Die angestammten Völker bestehen aus zwei großen Ethnien. Die eine Gruppe gehört zu den Mandevölkern, von denen die Kpelle und die Mano die bekanntesten sind. Die zweite Gruppe bilden die Völker der Kwa, darunter die Bassa, die Mandingo und die an der Küste siedelnden Kru, die über eine große seemännische Erfahrung verfügen. Englisch ist die Amts- und Verkehrssprache Liberas, dabei handelt es sich um eine Art Pidgin Englisch, eine Mischung aus Englisch und zahlreichen Lehnworten aus einheimischen Sprachen. Daneben sprechen die einheimischen Völker ihre eigenen Sprachen.

Schulen, Bildung und Universitäten

Datei:Liberian students.jpg

(c) USAID

Nach den langen Bürgerkriegsjahren versuchen die jungen Liberianer, Schulbildung und Universität nachzuholen. In Monrovia befinden sich mehrere Universitäten. Die Universitäten sind oft schlecht ausgestattet, studiert wird mancherorts bei Kerzenlicht wie in diesem Seminarraum links im Bild. Da ist Improvisation gefragt. Die Bildung von Frauen wird besonders gefördert. Doch die Voraussetzungen zum Studium sind auch zehn Jahre nach Ende des Bürgerkrieges noch nicht sehr gut. So kam es, dass bei den Abschlussprüfungen einer liberianischen Universität vor zwei Jahren ein ganzer Jahrgang durchfiel.

Pflanzen und Tiere

Afrikanisches Flusspferd

(c) wikicommons

In Liberias Tropenwäldern wachsen Mahagoni- und Kautschukbäume sowie verschiedene Palmenarten. In den Regenwäldern leben alle Arten von Reptilien, Skorpione, Schlangen, Affen und Schimpansen, Waldelefanten und Waldbüffel. In den Flüssen Nilpferde und Krokodile, hunderte verschiedener und seltener Vogel- und Schmetterlingsarten, in den Savannen Antilopen, Löwen, Leoparden und andere Raubtiere der Savanne.

Geschichte

Die früheste Besiedelung des heutigen Liberia setzte in der späten Jungsteinzeit ein. Aus dem Norden wanderten Völker ein, die die wildreiche Savanne in der Nimba-Region als Jagdrevier nutzten. 16 verschiedene Völker siedelten in dem Gebiet als es dem britischen Koloialreich einverleibt wurde. 1822 kaufte der amerikansiche Kolonisationsverein einen Küstenstreifen an der Westküste Afrikas und siedelte freigelassene afrikanische Sklaven dort an. Die einstigen Sklaven waren politisch gebildet und formierten sich bald zu einer neue Elite. Sie taten, was sie von ihren einstigen Beherrschern gelernt hatten. Sie nahmen die fruchtbarsten Gebiete für sich in Anspruch und beuteten die in dem Gebiet seit Urzeiten ansässigen Völker aus. Die ersten Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung entflammten. 1847 wurde Liberia ein unabhängiger Staat und war damit der erste unabhängige Staat Afrikas. Doch trotz des neuen Status dauerten die Konflikte zwischen den Nachkommen ehemaliger Sklaven und den ansässigen Völkern an.

Die koloniale Vergangenheit von Liberia

James Monroe, 5. Präsident der USADie europäischen Kolonialmächte versuchten das Land unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach der Berliner Konferenz 1881, bei der die neue Aufteilung Afrikas beschlossen wurde, erhielt Frankreich Teile des Landes als Protektorat. Doch die USA verhinderten, dass Frankreich das Land vollständige vereinnahmte. Die afrikanische Bevölkerung erhielt 1904 Bürgerrechte und 1907 das Wahlrecht. Nun w ar es Amerika, das sich wirtschaftlich die Kontrolle über das Land sicherte.  US Firmen durften für 99 Jahre Teile des Staatsgebietes als Gummiplantagen nutzen. Liberia wurde zur größten Kautschukplantage der Welt und war abhängig von den Preisen, die der internationale Markt für Kautschuk diktierte. Als die Preise stiegen, kam es zu landesweiten Demonstrationen. Im Jahr 1980 übernahm Hauptfeldwebel Samuel K. Doe nach einem Militärputsch die Macht. Doe konnte die neue Elite der Afroamerikaner und die einheimischen Völker Liberias nicht zu einem Frieden führen. Doe wurde neun Jahre später abgesetzt und getötet. Es folgte ein 14 Jahre währender Bürgerkrieg unter dem Diktator Charles Taylor. Eine breite Bewegung von Frauen aus allen Völkern, Schichten und Religionsgemeinschaften solidarisierte sich und legte die Regierung lahm. Mit viel Phantasie und Strategie  zwangen sie die kriegerischen Parteien an den Verhandlungstisch. Nachdem der Waffenstillstand der Bürgerkriegsparteien 2003 besiegelt war, musste Präsident Taylor das Land verlassen.

Liberia heute

Ellen Johnson Sirleaf, Präsidentin von Liberia

(c) Shealah Craighead

2005 fanden die ersten freien Wahlen statt, aus denen Ellen Johnson-Sirleaf als erste frei gewählte Präsidentin Afrikas hervorging. 2011 erhielt Ellen Johnson-Sirleaf gemeinsam mit ihrer einstigen Mitstreiterin, der Liberianerin Leymah Gbowee und der libanesischen Journalistin Tawakkul Karman den Friedensnobelspreis. Für die Liberianerinnen gilt, dass ihnen eine Friedensstiftung in einem Staat gelang, der künstlich entstanden war und die Last der unseligen Geschichte des Sklavenhandels auszuechten hatte.