Ghana

Flagge von Ghana (c) wikicommonsGhana liegt in Westafrika und grenzt an den Atlantik. Früher nannte man das Land  „die Goldküste“, denn in den Böden fand man riesige Goldvorkommen. Mit einer Fläche von rund 240.000 Quadratkilometern ist Ghana etwa so groß wie Großbritannien und hat 25 Millionen Einwohner.Ghana auf dem Globus (c) TUBS

Lage und Landschaften

(c) Domenico de Ga

Ghana ist umgeben von der Elfenbeinküste, Burkina Faso und Togo. Es liegt in Äquatornähe und zählt deshalb zu den tropischen Ländern Afrikas. Es gibt keine vier Jahreszeiten wie bei uns, sondern einen Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeit. Die Tage und Nächte sind etwa gleich lang.

Ghana  liegt in einer von Hügeln und Plateaus eingerahmten Tiefebene. An den kilometerlangen Küstengebieten liegen die Low Plains mit ihren malerischen Sandstränden und artenreichen Mangrovengebieten. Daneben bestimmen Regenwaldgebiete und Savannen das landschaftliche Bild. In dem tropischem Regenwald Ghanas findet man noch uralte, riesige Bäume, die bis zu 60 Meter hoch werden.

Accra, die Hauptstadt von Ghana

Skyline der Hauptstadt Accra (c) ElegantMachines

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Ghanas Hauptstadt Accra liegt am Atlantik  und besitzt einen großen, internationalen Hafen. Die Stadt wurde im 15. Jahrhundert von den Ga, einem afrikanischen Händlervolk gegründet. Sie wählten einen Ort an der Atlantikküste, denn sie wollten mit den portugiesischen Seefahrern Handel treiben, die die Westküste Afrikas erkundeten. Heute ist Accra eine laute und hektische Stadt mit mehr als zwei Millionen Einwohnern, der Verkehr ist einfach mörderisch. Manchmal bleibt einem in dem Nebel von Autoabgasen der Atem weg, die Ohren dröhnen von dem vielen Gehupe und den Lautsprecheransagen. Von den großen Verkehrsknotenpunkten, allen voran der Kwame Nkrumah Circle, fahren Kleinbusse, die “Trotros” in alle Richtungen. Sicher gibt es auch Stadtteile, die ruhig wirken, sowie der sehenswerte Campus der Legon University oder der Stadtteil Labone, wo sich viele Ausländer niedergelassen haben und in und idyllischen Villen leben. Zu sehen gibt es einiges in Accra: Am sogenannte Independence Square befindet sich das Nationaldenkmal, der Independence Arch, ein großer Triumphbogen, der Ghanas Unabhängigkeit symbolisiert. Die High Street, die auch zum Independence Arch führt, bildet eine Art Stadtmitte. Hier haben sich Banken und öffentlichen und politischen Einrichtungen niedergelassen, zum Beispiel das Old Parliament House. Nicht weit entfernt befindet sich der Kwame Nkrumah Memorial Park, wo der erste Präsident Kwame Nkrumah in einem Mausoleum beerdigt liegt und ein Museum an seine politischen Leistungen zur Unabhängigkeit Ghanas erinnert. Der Kotoka International Airport ist der internationale Verkehrsflughafen von Accra, er gilt als nicht sehr sicher und wird nur von einigen europäischen Fluggesellschaften angeflogen.

Accra ist von zahlreichen Slums umgeben, die von Menschen aus den umliegenden Regionen bewohnt werden, die auf dem Land keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit finden. Viele erhoffen sich bessere Jobs in der Metropole, für die meisten erfüllt sich dieser Traum meist nicht. Einer der bekanntesten dieser Slums ist aus einer Mülldeponie entstanden, Agbogbloshie. Agbogbloshie ist ein Stadtteil der Millionenmetropole Accra. Das Viertel liegt am Ufer der Korle-Lagune, hier leben 40.000 Menschen auf einer Fläche von etwa 16 Quadratkilometer. Das Zentrum von Agbogbloshie ist eine Mülldeponie für Elektroschrott, der illegal aus den USA und Europa hierher transportiert und abgeladen wird. Die Slumbewohner leben vom Sortierten und Wiederverwerten der Schrottteile. Bei der unsachgemäßen Trennung der Wertstoffe – u. a. durch Verbrennen – entstehen hochgiftige Dämpfe aus den Bauteilen. Aufgrund dessen wurde der Ort 2013 von der Umweltorganisation Blacksmith Institute zu einem der am schlimmsten verseuchten Orte der Welt gewählt.

Sehenswert in Accra sind: das Nationalmuseum mit seiner schönen Sammlung von historischen Fundstücken in Ghana sowie die Souvenirmärkte, zum Beispiel im “Arts Centre” direkt neben dem Memorial Park an der High Street.

Lesenswert: Accra, der neue Roman von Kwei Quartey (2012) spielt in dem Slum „Sodom und Gomorrah“. Jeder, der dieses Viertel betritt, spielt mit seinem Leben, erfährt der Leser…

Der Volta See

(c) Sandister

Der Volta See ist der größte künstlich angelegte Stausee der Welt mit einer Fläche von 8,502 Quadratkilometer. Etwa so groß ist das Wattenmeer. Er wurde 1961 gebaut, um  die Gewässer von drei Flüssen zu stauen, dem schwarzen Volta, dem weißen und dem roten Volta. Der Stausee liegt nördlich von Accra und bedeckt mehr als ein Zehntel des Voltabeckens. Damals war der Bau  ein massiver Eingriff in die Landschaft, doch es gab kaum Proteste, denn der Hunger der jungen Republik nach Energie war gross. Nicht nur die Riesenstadt Accra mußte mit Energie versorgt werden, vor allem auch die Hüttenwerke hatten einen großen Energie-Bedarf. Der Stausee dient den Bauern zur Bewässerung der Felder. Außerdem ist er sehr fischreich, die meisten Menschen in den Dörfern rund um den Voltasee leben vom Fischfang. Die riesige Wasserfläche wird auch als Verkehrsweg genutzt, ein reger Fährbetrieb hat sich hier entwickelt.

Pflanzen und Tierwelt

Leopard (c) Billede

(c) Billede

In den Savannen m Norden leben Affen, Flusspferde, Nashörner und Elefanten, außerdem Huftiere wie nahezu alle Antilopenarten und Giraffen. An Raubtieren findet man Hyänen, Leoparden und Löwen. In den Regenwäldern lebt eine Vielfalt von Schlangen, Geckos, Schildkröten und Insekten. Über Spinnen kennt man in Ghana viele Geschichten. Hier kannst du ein Märchen über die Spinne Anansi lesen

Die Völker von Ghana

Junge Frauen Ghana

(c) USAID

In Ghana leben mehr als hundert Völker mit ebenso vielen verschiedenen Sprachen und Kulturen. Die größte Bevölkerungsgruppe sind die Akan. Sie sind matriarchalisch organisiert. Das bedeutet, dass die Frauen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen. Viele Frauen sind selbständig, sie ernähren die Familie und sie vererben ihre Güter an die Nachkommen der weiblichen Verwandten. Die Akan sind bekannt für ihre kunstvollen Kentestoffe. Die Stoffe werden aus Baumwolle und Seite gewebt und haben bunte, einzigartige Muster. Die Ashanti leben in der Region von Kumasi, der zweitgrößten Stadt von Ghana. Sie bilden das kulturelle Herz des Landes. Sie sind bekannt für ihre mittelalterlichen Riten und Feste und ihre Handwerkskünste.  Eine Besonderheit der Ashanti, die auf dem Land leben ist die Trommelsprache. Sie brauchen kein Telefon, denn ihre Trommeln verkünden die Nachrichten von Dorf zu Dorf, viele Kilometer weit kann man sie hören.

Studium und berufliche Bildung

Die Regierung Ghanas investiert seit einigen Jahren viel in die Bildungsförderung. Bildung soll kein elitäres Gut sein, sondern ein Grundrecht für alle Bevölkerungsschichten. Die Alphabetisierungsrate liegt momentan allerdings bei gerade einmal knapp 60 Prozent. Und höhere Bildung ist immer noch so kostspielig, dass sie sich nicht alle Ghanaer leisten können. Vor allem leidet das Land an einem starken Lehrermangel, der durch die geringen Lehrergehälter bedingt ist. In Ghana existieren derzeit sieben Universitäten. Ihre Angebote variieren zwischen einer umfassenden Auswahl an Studienprogrammen und der Konzentration auf bestimmte Fachbereiche wie Ingenieur- und Naturwissenschaften, Kommunikationswissenschaft und Pädagogik. Daneben gibt es noch Colleges oder Polytechnics, die höhere berufliche Bildung vermitteln ähnlich wie unsere Berufs- oder Fachhochschulen, in denen man sich auf Forst- und Landwirtschaft, Umweltschutz, Mode oder Lehrerausbildung spezialisieren kann. Durch Fernstudien haben bereits Berufstätige die Möglichkeit, einen Hochschulabschluss nachzuholen oder sich beruflich weiter zu bilden.

Was machen Ghanaer in ihrer Freizeit?

Jugendfußballclub in Ghana (c) Walter Korn

(c) Walter Korn

Fußballspiel ist das bei weitem beliebteste Spiel bei Jungen und Erwachsenen. Das gilt übrigens für nahezu alle afrikanischen Länder. Doch ein typisch ghanaisches Spiel erfreut sich großer Beliebtheit. Es heißt Oware und ist ein weltweit bekanntes Brettspiel. Es zählt zu den ältesten Spielen und ist einfach zu spielen. Man braucht notfalls nur Erdmulden und ein paar getrocknete Bohnen und schon kann es losgehen. Aus diesem Grund ist Oware zu einem Nationalspiel geworden.

Jeden Tag ein Fest
Tommler in Accra feiern Barack Obamas Geburtstag (c) Elilio Labradorden

(c) Elilio Labradorden

In Ghana wird oft und gern gefeiert und getanzt. Auch fremde Gäste sind willkommen. Neben Ostern und Weihnachten werden zahlreiche traditionelle Feste gefeiert, deren Datum manchmal erst einige Tage vorher von den Priestern festgelegt wird. Ein besonderer Festtag ist der Unabhängigkeitstag am 6. März. Neben dem fröhlichen gibt es auch ein weises Ghana, das die Traditionen wertschätzt. Trommelrhythmen gehören immer zu den Festen. Trommler und Trommelbauer genießen großes Ansehen. Für die Herstellung von Trommeln höhlen die Trommelbauer Mahagoni- oder Palisanderstämme aus und bespannen sie mit Ziegenhaut. Neben dem fröhlichen gibt es auch ein trauriges Ghana, wenn man an die Vergangenheit, den Sklavenhandel und die Zeit der Kolonialisierung denkt.

Wirtschaft und Export

Die Landwirtschaft und Fischerei ist Lebensgrundlage für die Hälfte der Ghanaer. Allein 10 Prozent leben vom Fischfang. Früher konnten viel mehr Ghanaer vom Fischfang leben, doch aufgrund unfairer internationaler Fischereiabkommen verliert Ghana jeden Tag Fische im Wert von 100 000 US-Dollar. Vor der Küste kreuzen Trawler aus Honduras, Liberia oder Panama neben solchen von russischen, chinesischen und europäischen Reedern und fischen die Küsten leer. Kakao, Palmöl und Edelhölzer werden exportiert und tragen zur Hälfte der Exporteinkünfte bei. Ghana wurde früher Goldküste genannt, es ist ein rohstoffreiches Land und nach wie vor werden Gold und Diamanten abgebaut. Tatsächlich ist Ghana nach wie vor der zweitgrößte Goldexporteur der Welt. Auch Bauxit, Mangan und andere Mineralien werden abgebaut und exportiert.  In 2007 wurden vor Ghanas Küste Ölreserven entdeckt, die Ghanaer erhoffen sich von der Ölförderung einen großen wirtschaftlichen Aufschwung. Ghana verfügt über zahlreiche verarbeitende Industrien und hat einen großen Hunger nach Elektritzität. Der Sektor der Elektrizitätswirtschaft ist gut diversiviziert, das Land setzt auf „saubere“ Energien wie Solarenergie, Hydroenergie und Windparks. Leider keine gute Entwicklung in Ghana: „Landgrabber“ aus aller Welt kaufen große Landgebiete, um  Palmölplantagen anzulegen. Dafür werden große Gebiete der Regenwälder abgeholzt. Die Bevölkerung im Land profitiert kaum vom Verkauf des Palmöls, aber es verliert seine wertvollste Ressource, den Regenwald! Sind die Ghanaer arm? Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei etwa 1.400 US Dollar. Am niedrigsten ist das Einkommen in der Landwirtschaft, deshalb streben immer mehr Arbeitssuchende in die großen Industriestädte in der Hoffnung auf besser bezahlte Jobs.

Die Geschichte von Ghana

Der Stuhl der Ashanti Könige (c) wikimedia

(c) wikimedia

Vor 40 Tausend Jahren entstanden am schwarzen Volta die ersten Siedlungen. Im Mittelalter wird von dem großen Königreich Old Ghana berichtet, das jedoch nördlich vom heutigen Ghana lag. Es zählte vom 9. bis 12. Jahrhundert zu den einflußreichsten Mächten in Westafrika. Eine Geschichte verbindet man für alle Zeit mit Ghana. Es ist die Geschichte vom goldenen Stuhl. Darin heißt es, dass ein goldener Stuhl vom Himmel fiel, als Zeichen, dass ein neuer König gekrönt werden sollte. So entstand im 17. Jahrhundert  das Königreich der Ashanti. Während der Kolonialzeit wurde Ghana von den Briten beherrscht. Deshalb sprechen heute die meisten Ghanaer Englisch. Doch daneben gibt es viele afrikanische Sprachen. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde Ghana als erstes afrikanisiches Land unabhängig. Mehr zur Geschichte Ghanas und zu dem Königreich Old Ghana

Lernen aus der Geschichte, die Sklavengefängnisse an Ghanas Küsten

Die Sklavengefängnisse sind bis zum heutigen Tag stumme Zeugen der Geschichte des Sklavenhandels. Nicht lange nach der Entdeckung Amerikas entstand der Bedarf nach Arbeitskräften, mit ihm nahm der Menschenhandels an der westafrikanischen Küste Aufschwung. Portugiesische Kaufleute hatten anfangs das Monopol, aber bald mischten sich immer mehr europäische Handelshäuser in den Handel ein. Die Festungen entlang der Küste wurden zunächst gebaut, um Güter zu lagern und zu verkaufen. Ab dem Jahr 1630 wurden die Festungen zu Gefängnissen für Sklaven umgebaut. Viele Festungen sind noch gut erhalten und einige wurden zu politischen oder kulturellen Einrichtungen umfunktioniert. Vor allem die Hafenstädte Cape Coast und Elmina gestatten eine lehrreiche Zeitreise in die dunkelsten Abschnitte der Sklavengeschichte.

Ghana heute

Frauendemo in Ghana (c) C.hugues

(c) C.hugues

Ghana ist eine moderne, weltoffene Republik. Das Land zählt zu einem der am weitesten entwickelten Ländern Westafrikas. Der Handel blüht und die Wirtschaft wächst. Immer noch spielt Gold eine wichtige Rolle für den Reichtum des Landes. Doch leider verdienen ausländische Unternehmer sehr viel mehr an dem Reichtum als die Ghanaer selbst. Fairtrade sollten sich also auch die Edelmetallhändler auf die Fahnen schreiben. Es wird viel für Bildung getan. In Ghana herrscht Schulpflicht, und die meisten Kinder gehen mindestens neun Jahre zur Schule. In den großen Städten sind nach westlichem Vorbild Universitäten entstanden. Wie in den meisten afrikanischen Ländern liegt jedoch die Bildung von Frauen noch im argen. Doch die Ghanaer sind offener für Frauenangelegenheiten. Die Frauenbewegung in Ghana ist sehr aktiv.