Die Berber
Die Berber lebten einst verstreut über ganz Nordafrika. Durch die Phönizier und Römer im Altertum und viele Jahrhunderte später durch die islamischen Eroberungszüge zogen sich viele Berberstämme in ihre heutigen Kerngebiete in den Bergen Marokkos, Algeriens, Tunesiens und Lybiens zurück. Mehr als 30 Millionen Berber siedeln in diesen Ländern.
Land und Leute
Die meisten Berber sind sesshaft, sie leben in Dörfern und Siedlungen in unwegsamen Bergtälern. Die Berber haben sich an das Überleben unter schwierigen Bedingungen angepasst. Sie ernähren sich von Viehzucht und Ackerbau. Wasser ist knapp, nur in der Winterzeit ist der Wasserstand in den Flussoasen hoch genug, so dass sie ihre Felder bebauen können. Die Felder gehören den Großfamilien, die Rechte auf bestimmte Mengen von Wasser besitzen.
Almauftrieb in Nordafrika
Das Leben der Berber wird vom Weideverhalten der Tiere bestimmt. Im Frühling werden die Schaf- und Kamelherden in die Berge getrieben. Einige bleiben zurück und bestellen die Felder, bis ihre Familien im Herbst wieder ins wärmere Tal zurückkehren. In den Tälern lebt man in Häusern, in den höheren Bergen in Zelten aus Kamelhaardecken. Aus der Tierhaltung beziehen die Berber Wolle, Stoffe und Fleisch.
Die Großfamilie sorgt für das Überleben
Die Berber leben in Großfamilien, nur in Notzeiten bilden sie Stämme. Die Familie ist sehr wichtig, ohne sie kann kaum einer in den lebensfeindlichen Regionen überleben. Die Männer kümmern sich um das Vieh, die Frauen um die Familie und die Verarbeitung der Produkte aus der Tierhaltung. Sie stellen Schmuck her und weben bunte Stoffe, die bekannt sind für ihre Streifen und geometrischen Muster. Die Berberfrauen tragen mit ihrem Kleingewerbe zum Unterhalt der Familien bei.
Die Geschichte der Berber
Die Berber sind tatsächlich die ältesten Bewohner Nordafrikas. In Jahrtausende alten Felszeichnungen haben die Berber die ersten menschlichen Spuren in den Wüsten Nordafrikas hinterlassen. Auch bei den Altägyptern finden die Berber schon Erwähnung. Zeitweise herrschte sogar ein Berbervolk über Ägypten: Die Meschwesch begründeten unter dem Berberkönig Scheschonq I die 22. Dynastie. Zeitweise wurden die Berber von den Römern beherrscht, die Ägypten und die Küsten Nordafrikas einnahmen. Doch keine anderes Volk veränderte die Berber mehr als die Araber viele Jahrhunderte später.
Die Berber und der Islam
Noch im Mittelalter wurden viele Berberstämme von Frauen geführt. Frauen hatten eine machtvolle Stellung in der Großfamilie, in einigen Stämmen wurde die Erbfolge von ihnen bestimmt. Frauen hatten religiöse und miitärische Führungspositionen inne. Eine der bekanntesten weiblichen Anführerinnen war Kahina, die sich im 7. Jahrhundert den einfallenden Heeren der Araber entgegenstellte. Als der Islam Nordafrika eroberte, übernahmen viele Berber die islamische Religion und Kultur. Die arabische Sprache verdrängte ihre Sprache, das Tamazight. Die Araber waren als Händler geschätzt, und auch ihre kulturellen Errungenschaften wurden gerne aufgenommen. Die Kehrseite der Medaille: Frauen verloren ihre gesellschaftliche Stellung, Männer übernahmen die Führung der Stämme. Zwar besitzen Berberfrauen heute mehr Freiheiten als Frauen in arabischen Gesellschaften. Aber alte Freiheiten sind verschwunden. Heute bestimmt die Großfamilie über die Heirat, die Männer bestimmen über das Schicksal der Klans.
Die Berber heute
Nachdem die nordafrikanischen Staaten die Unabängigkeit von den einstigen europäischen Kolonialherren erhielten, nahmen die Berbervölker Arabisch als offizielle Landessprache an. Die oberen Schichten sprachen weiterhin auch die europäischen Sprachen, aber in den Schulen, Universitäten und Behörden war Arabisch Pflicht. Die Berberpsrachen wurden unterdrückt ebenso wie die Kultur der Berber. Sie durften in einigen Ländern ihren Kindern nicht einmal einen berberischen Namen geben. Die Berberstämme verstanden sich jedoch immer noch als jene unabhängigen, freiheitsliebenden Bürger des Maghreb. Berbervölker revoltierten und schlossen sich zusammen, um sich gegen die Regierungen in Algerien und Lybien zu erheben. In Lybien waren sie maßgeblich beteiltgt am Sturz von Gadaffi, der einer der größten Widersacher berberischer Eigenständigkeit war. Als im letzten Jahr Berberkinder in Marokko wie auch in Algerien eingeschult wurden, stand das erste Mal berberisch auf dem Schulplan. Es war ein Meilenstein in der Anerkennung der Berberkulturen, die sich ihren Platz in der modernen Gesellschaft des Maghreb zurückerobern.
Eine Ausnahme unter den Berbervölkern bilden die Tuareg. Sie gehören zu den wenigen Berbern, die teils noch als Nomaden leben und das Jahrtausende alte Wissen über das Leben in der Wüste pflegen.