Friedensnobelpreis 2018 geht an Kämpfer gegen sexuelle Gewalt

Der Friedensnobelpreis ist der wichtigste Preis, den das norwegische Nobelpreiskomitee Jahr für Jahr vergibt. Dieses Jahr wurde er zwei Persönlichkeiten verliehen, die sich gegen sexuelle Gewalt in politischen Konflikten einsetzen.

Denis Mukwege, der „Wunderdoktor“ aus dem Kongo

Denis Mukwege

Der kongolesische Arzt Denis Mukwege ist Gynäkologe. Er gilt als führender Experte für die Behandlung von Verletzungen durch Gruppenvergewaltigungen. Sein Engagement begann Mitte der neunziger Jahre, als der Bürgerkrieg im Kongo tobte. Immer mehr Frauen kamen in seine Praxis, die Opfer von Gräueltaten wurden. 1999 eröffnete er die Panzi-Krankenstation für vergewaltigte Kriegsopfer. Das Krankenhaus liegt im Ostkongo, wo etliche Milizen um die Kontrolle der Bodenschätze kämpfen. Damals galt es als Tabu, über sexuelle Gewalt zu berichten. Seitdem behandelte er Tausende Frauen und Kinder. Seine Patientinnen nennen ihn „Wunderdoktor“, denn viele verdanken ihm ihr Überleben oder können trotz schrecklicher Verstümmelungen ein würdevolles Dasein führen.

Als Menschenrechtler setzt er sich auch politisch gegen sexuelle Gewalt ein. Im Kongo kämpft er dagegen, dass  Vergewaltigungen als Kriegswaffe genutzt werden. Er hat immer wieder die kongolesische Regierung kritisiert, die das Thema totschweigt. Außerdem hat er mehr internationales Engagement zur Beendigung der bewaffneten Konflikte im Kongo gefordert.

Die kongolesische Regierung ließ verlauten, dass sie sich durch die Auszeichnung für einen Kongolesen zwar geehrt fühlt, gleichzeitig hat sie jedoch den Arzt für seine politische Haltung kritisiert.

 

Die Jesidin Nadia Murad nennt sich die Stimme der Versklavten

Nadia Murat

Mukwege teilt sich den Friedensnobelpreis mit der jesidischen Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad, die von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ versklavt und vergewaltigt wurde. International gab es für die Entscheidung des Komitees ebenso wie für Mukwege und Murad überwältigende Zustimmung. Für beide Gewinner kam die Auszeichnung am Freitag völlig überraschend, denn die Jury hatte weder Mukwege noch Murad vor der Verkündung erreicht.

Nadia Murad hat ein Buch über ihre Erlebnisse geschrieben: Ich bin eure Stimme. Das Mädchen, das dem Islamischen Staat entkam und gegen Gewalt und Versklavung kämpft. Knaur 2017. Heute kämpft Nadia Murad dafür, dass das Verbrechen des IS als Völkermord anerkannt wird und die Verantwortlichen vor den Internationalen Strafgerichtshof gestellt werden.

Der UN Sicherheitsrat hat bereits vor zehn Jahren sexuelle Gewalt als Kriegsverbrechen verurteilt. In diesem Sinn ist der Friedensnobelpreis ein Aufruf, endlich diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die sich dieser schrecklichen Kriegsverbrechen schuldig gemacht haben! Zu den Me-Too Protesten: Wir hoffen, dass dieser Preis auch den weltweiten Kampf gegen sexuellen Mißbrauch im Alltag unterstützt.

 

Vorschau: Im nächsten Monat geht es um investigativen Journalismus in Afrika und dem Mann mit dem Perlenhut,

bis dahin wünschen dir schöne Herbstferien

Angelika und das Team von afrika4teens

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