Indigene Völker, ihre Rechte und unsere Zukunft

2007 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Erklärung über die Rechte indigener Völker. Das war ein wesentlicher und längst überfälliger Schritt der UNO, um weltweit die rechtliche Situation indigener Völker zu gewährleisten. Laut UN gibt es weltweit etwa 370 Millionen Angehörige indigener Völker. Warum gelten für indigene Völker neben den allgemeinen Menschenrechten Sonderrechte? Indigene sind Völker ohne Pass, ohne Staatsgrenzen, ohne verbrieftes Recht auf ihren Lebensraum. Sie brauchen einen besonderen Rechtsschutz. Das betrifft insbesondere das Recht auf ihre ursprüngliche Lebensweise und Kultur sowie das Recht auf ihren Lebensraum und die  Ressourcen, die zu ihrem Lebensraum gehören.

 

Schützt die UNO-Erklärung  indigene Völker in Afrika?

Seit der UNO Erklärung in 2007 wurden große Fortschritte gemacht. Doch in Bezug auf ihren Lebensraum und ihre Ressourcen sind die Rechte indigener Völker noch nicht ausreichend gewahrt. Dies liegt zum Teil an der Diskriminierung ihrer Kultur und Lebensweise, andererseits an der mangelnden Unterstützung seitens der Regierungen, die die Wahrung ihrer Rechte nicht ausreichend sicherstellen. In Afrika betrifft das im besonderen die indigenen Völker südlich der Sahara, zu denen die Himba, die San, die Baka Waldvölker und viele andere Völker mehr zählen, die zum großen Teil noch ursprünglich wie ihre Vorfahren vor mehr als zehntausend Jahren leben.

Häufig kommt es zu Konflikten, weil in den Gebieten indigener Völker wertvolle Bodenschätze abgebaut werden und diese vertrieben oder zwangsweise umgesiedelt werden. So geschehen in Botswana, wo die San vor zwei Jahrzehnten aus ihren Jagdgebieten in der Kalahari vertrieben wurden, um den Diamantabbau industriell zu betreiben. Die Endorois in Kenia erlitten ein ähnliches Schicksal. Sie wurden auch vertrieben, allerdings aus einem anderen Grund: ihr Gebiet wurde zu einem Nationalpark erklärt.

Naturschutz und die Rechte indigener Völker

2010 war ein bedeutendes Jahr für die Endorois und für alle anderen indigenen Völker Afrikas. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kontinents hat die Afrikanische Kommission für Menschenrechte (ACHPR) den Endorois ihre Landrechte zugesprochen. Nach langen Auseinandersetzungen durften diese im Februar 2010 wieder in ihr Gebiet zurückkehren. Außerdem wurden sie an den Gewinnen beteiligt, die auf ihrem Land erzielt wurden.

In diesem Rechtsstreit wurde zum ersten Mal die konfliktreiche Beziehung zwischen dem Naturschutz ökologisch wertvoller Gebiete und dem Gebietsrecht der darin lebenden Naturvölker deutlich. Im Fall der Baka Völker im Kongobecken und dem WWF ist seit 2018 dieser Konflikt wieder hoch gekocht. Dabei geht es um die tropischen Regenwälder im Herzen Afrikas. Der WWF will in dem Kongogebiet ein großes Naturschutzgebiet errichten. Allerdings hat er sich nach Aussage der dort lebenden Baka nicht mit ihnen darüber verständigt. Vom WWF engagierte Ranger verwehren ihnen die Jagd in ihrem Gebiet. Survival International kämpft mit den Baka für den Erhalt ihres Lebensraumes. Der Wald ist ihre Lebensader und versorgt sie mit Nahrung und Heilpflanzen. Ein Leben außerhalb des Waldes ist für sie undenkbar. Studien haben gezeigt, dass indigene Völker wie die Baka ohne Zugang zu ihren Wäldern erkranken und früher sterben.

Naturschutz und „grüner Kolonialismus“

Dieser Konflikt macht wieder einmal deutlich, dass Naturschutz und Tierschutz sehr wichtig sind. Sie dürfen jedoch nicht auf Kosten und nicht ohne den Willen der indigenen Völker geschehen. Mehr noch, nur mit Hilfe des genialen Wissens dieser Völker können ökologisch wertvolle Regionen erhalten werden. Denn sie sind es, die seit Jahrtausenden das Gleichgewicht in diesen Gebieten erhalten haben. Hätte unser Planet eine Zukunft ohne ihr Wissen? Es darf gezweifelt werden.

Die Menschenrechtsorganisation Survival International setzt sich für indigene Völker ein und führt eine Kampagne zu dem Schwerpunkt Nationalparks und indigene Völker. Die Erkenntnis aus ihrem 50jährigen Einsatz besteht darin, dass nachhaltiger Naturschutz nur mit Beteiligung der indigenen Völker möglich ist.

Mehr über die Kampagne von Survival International zum Schutz indigener Völker

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