Das Cape Town International Public Art Festival 2020

Dieses Wandgemälde könnte von der ehemaligen Berliner Mauer stammen, ist aber auf einer Mauer in Kapstadt zu sehen. Die Hafenstadt in Südafrika zieht viele Künstler an, denn die Stadt ist reich und beherbergt zahlreiche Kunstsammler. Im Februar ist die Stadt Anziehungspunkt für Künstler aus aller Welt. Anlässlich des IPAF, des International Public Art Festival, wird die Stadt zu einem riesigen Freilicht-Atelier, so auch dieses Jahr. Die Künstlerviertel Woodstock und Salt River sind dann nicht nur Standort für Ateliers und Galerien. Die Gegend rund um die Shelley Road wird dank des Street Art Festivals zu einer großen Open-Air-Galerie, die wie auch die letzten Jahre zuvor um neue spannende Werke erweitert wird. Dann bringen die besten Street-Art-Künstler aus Südafrika und der Welt ihre Kunstwerke auf Häusern, Schulen oder Brandmauern an. Der Kunstkarawane folgen Kritiker und Journalisten. Touristenführer bieten einen spannenden Einblick in diese lebendige Kunst-Szene.

Künstler drücken mit ihrer Arbeit Hoffnung aus

„Kunst hält uns am Leben“, erzählt der Künstler Jason. Denn in einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit und einer erschreckenden Kriminalitätsrate ist Kunst oft verbunden mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Deshalb bietet das IPAF talentierten Street-Art-Künstlern diese Plattform. Jedes Jahr werden neue Wände verziert, wächst die Galerie um weitere Werke. Bash, Blackrose, Jakes Mbele, Keng, Stefan Smit, Petra Vonk und zwanzig andere Künstler waren dieses Jahr vertreten, um die bunteste aller afrikanischen Städte zu verschönern.

 

Kunst ist ein Spiegel der Gesellschaft

„Als ich herkam waren Schwarze und Weiße strikt getrennt“, erzählt Manfred Zylla. Der gebürtige Augsburger lebt und arbeitet seit 1970 in Kapstadt. „Die Kunst war für viele eine Möglichkeit, mit diesen Beschränkungen umzugehen.“ Politische Aktivisten nutzten Kunst in den 1970er und 1980er Jahren, um auf die Apartheid aufmerksam zu machen. Welche Themen Künstler aus Afrika heute beschäftigen, lässt sich unter anderem in den Museen der Stadt erleben, etwa im Zeitz Museum of Contemporary Art Africa  im Hafenviertel Waterfront. In den umgebauten Getreidesilos am Hafen ist hier in einer permanenten Ausstellung auch die umfangreiche Privatsammlung beeindruckender afrikanischer Kunst des Namensgebers und ehemaligen Puma-Chefs Jochen Zeitz.

In wechselnden Ausstellungen zeigen zeitgenössische Künstler außerdem, was ihnen unter den Nägeln brennt: Emanzipation, Sexualität, prekäre Lebensbedingungen oder Korruption. „Es gibt halt immer noch eine Menge Probleme“, sagt Zylla.