Ein Prozess, der Geschichte machte
Der Rechtsanwalt Granville Sharp hatte seinen grössten Erfolg als er den Fall des jungen Schwarzen James Somersett übernahm. Dieser hatte bei ihm Beistand gesucht. Sommersett war ein Sklave, der in den nordamerikanischen Kolonien von seinem Eigentümer eingesperrt wurde. Dieser sogenannte Eigentümer beharrte auf sein Recht, James Sommersett ganz nach seinem Gutdünken zu behandeln, wie es damals üblich war. Denn Sklaven waren Leigeigene und der völligen Willkür ihrer Eigentümer ausgeliefert.
Granville Sharp zog für seinen Schützling vor Gericht. Er traf auf einen Richter, der ebenso fortschrittlich gesinnt war wie der Anwalt, William Earl of Mansfield, links im Bild. Er verabscheute Sklaverei und fällte ein bis dahin aufsehenerregendes Urteil:
„Die Sklaverei ist ein naturwidriger Zustand, der in England nicht gültig sein kann, der weder durch moralische noch politische Gründe gerechtfertigt werden kann, es sei denn es gäbe ein Gesetz aus alter Zeit, das uns dazu zwänge, sie zu ertragen. Doch ein solches Gesetz existiert nicht in England, und deshalb muss James Somersett freigelassen werden.“
Mit dem Urteil vom 22. Juni 1772 machte Richter William Mansfield Geschichte, als er zum ersten Mal den Sklavenhandel für ungesetzlich erklärte. Mit der Magna Charta aus dem Jahre 1215 war es ein Prinzip des Common Law, dass die Gerichte jede ungesetzliche Beschränkung der Bewegungsfreiheit aufzuheben hatten, da nur auf Grundlage eines gesetzlichen Richterspruchs ein Mensch seiner Freiheit beraubt werden konnte. Dieser Fall gilt als die endgültige juristische Ächtung der Sklaverei in England. Wenige Jahre später folgte mit dem gleichen Ergebnis auch Schottland. Das Urteil eines einzigen Richters genügte, um eines der schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beenden.