Der Nil, die Lebensader im alten Ägypten
Die Ägypter nannten den Nil einfach nur „ den Fluss“. Der Nil war die Grundlage ihres Lebens. Er bescherte Wasser und ließ reiche Ernten gedeihen. Und er war ein Verkehrsweg durch ein riesiges Gebiet, in dem verschiedenste Völker zu Hause waren. Die Ägypter lebten auf dem „schwarzen Land“, auf den Schlammfeldern, die liegen blieben, wenn sich der Fluss zurückzog. Sie besaßen das fruchtbarste Gebiet der Erde. Die meisten Ägypter lebten in Dörfern am Nil. Die Häuser standen nahe am Wasser, obwohl sie manchmal durch die Fluten beschädigt wurden. Hier trafen sich die Bewohner und tauschten Nachrichten aus, während sie Felle gerbten, Wäsche wuschen, Wasser fassten und fischten.
Die Nilfluten
Die Nilflut wurde von den Regenfällen im äthiopischen Hochland verursacht. Der baue Nil schwoll mächtig an und ließ auch den nach Memphis fließenden Strom stark ansteigen. Trockene Wüstentäler füllten sich mit Wasser. Dämme und Deiche stauten die Fluten, mit denen die Felder bewässert wurden. Der Nil war eine reiche Nahrungsquelle, doch das Fischen war gefährlich. Im Nil lebten viele Krokodile. Krokodile sind altsteinzeitliche, unberechenbare und mächtige Tiere. Die Ägypter schrieben den Krokodilen deshalb göttliche Eigenschaften zu. Sie verehrten einen Krokodilgott namens Sobek. Sie glaubten, dass die Nilfluten von Sobek stammen. Mit Opfergaben versuchten sie, die Überflutungen ihrer Felder herbeizuführen.
Der ägyptische Kalender
Die Ägypter teilten das Jahr in drei Jahreszeiten, die auf dem Nilzyklus beruhten. Die Zeit der Überschwemmung bildete die erste Jahreszeit, sie reichte von Mitte Juni bis Mitte September. Danach folgte die Aussaat, die bis Mitte März dauerte. Die letzte Jahreszeit war Erntezeit, dann war der Wasserstand des Flusses am niedrigsten.
Anbau am Nil
Ohne den Nil wäre eine Landwirtschaft in Ägypten kaum möglich gewesen. Denn bis auf den Nil besteht Ägypten hauptsächlich aus Wüste. Einmal im Jahr, zwischen Juli und Oktober überschwemmte der Fluss das Niltal und das Delta. Während dieser Zeit wurden Salze aus dem Boden gewaschen und eine Schlammschicht abgelagert, die den Bauern einen fruchtbaren Boden bescherte. Begann der Nil im Oktober wieder zu sinken, setzten die Bauern mit der Aussaat ein. Landwirtschaft wurde am gesamten Nil und im Delta betrieben. Im Delta eigneten sich vor allem die Sandrücken zwischen den einzelnen Nilarmen und anderen Wasserkanälen für eine Besiedlung und für Weideflächen. Die Sümpfe des Deltas waren damals ein ausgezeichnetes Gebiet für den Vogel- und den Fischfang. Dort wuchs vor allem der begehrte Papyrus. Die Anbaufläche war riesig, sie betrug etwa 34.000 km².