Die Nok Kultur
Die Erforschung alter afrikanischer Kulturen ist noch verhältnismäßig jung, von Ägypten einmal abgesehen. Vor allem in Westafria und im südlichen Afrika gibt es noch vieles zu entdecken, was unser Bild von Afrika entscheidend verändern wird. Eine solche noch kaum bekannte Kultur ist die Nok Kultur, die vor etwa 1500 Jahren in Westafrika existierte. Ein skurriler Fund steht am Anfang dessen, was wir heute darüber wissen: eine Vogelscheuche! Arbeiter fanden beim Zinn-Abbau in der Nähe von Sokoto eine Terrakottafigur, die Bauern in der Gegend als Vogelscheuche benutzten. Ein Arbeiter übergab dem englischen Archäologen Bernard Fagg die Skulptur im Jahr 1944 und löste damit eine emsige Suche nach mehr Überresten dieser bis dahin unbekannten Kultur aus.
So viel weiß man bis heute: In Westafrika entstanden an den fruchtbaren Ufern des Niger 1500 vor Christus die ersten großen Siedlungen Westafrikas. Der Niger durchfliesst Westafrika und mündet in Äquatornähe in den Atlantik. Durch seine über 4 000 km lange Reise war der Niger eine ideale Handelsverbindung zwischen Nord- und Zentralafrika. So konnten die Völker in Westafrika Handel treiben mit Arabien, Europa und Asien. Aus den Siedlungen entwickelten sich im Lauf der Jahrhunderte große Kulturen wie die Nok Kultur. Von der alten Nok Kultur sind inzwischen noch mehr Fundstücke aufgespürt worden. Kennzeichnend für die stilisierten Tier- und Menschendarstellungen sind die elliptischen bis dreieckigen Augen, deren Pupille durch eine Vertiefung angedeutet ist. Individuelle Merkmale wie Bärte, Schmuck und extravagante Frisuren oder Kopfbedeckungen betonen die kunstvolle Ausführung der Figuren. Manche der kunstvollen Terrakottafiguren sind mannshoch. Sie lassen darauf schließen, dass hier im Altertum eine reiche, moderne Zivilisation herrschte. Leider gibt es weder Reiseberichte noch Handelsdokumente, durch die wir Näheres über das Volk erfahren könnten, die hier einst lebte.