Das Doppel-Königreich Kanem-Bornu

Die wichtigste Ordnungsmacht im Zentrum von Nordafrika war das Tschadreich, zuerst Kanem-Bornu und später das Nachfolgereich Bornu. Sein Aufstieg begann im 15. Jahrhundert mit dem Sklavenhandel. Die Herrscher der Königreiche hatten ihre Residenzen am westlichen und östlichen Ufer des Tschadsees. Sie bekannten sich zum Islam und und beförderten die Verbreitung des Islam unter den Völkern rund um den Tschadsee. Afrikanische und arabische Völker trafen hier aufeinander und formten eine ganz eigene Kultur, als sich von der Kultur der Königreiche in Westafrika stark unterschied. Die westafrikanischen Königreiche waren durch ihren immensen Goldreichtum weltoffener, die Geschellschaften liberaler. Hier, am Übergang von Nord- zu Zentralafrika entwickelte sich eine Gesellschaft, die von der arabischen Handelskultur und dem Islam bestimmt wurde.

Das Tschadreich und die Sklavenroute

(c) Elisee Reclus

Über die Bornustraße wurden Waren aus dem arabischen Raum importiert und von den Küstenstaaten an den Tschadsee gebracht. Die Bornustraße war die berüchtigste Sklavenroute durch die Sahara, sie verlief zwischen Tripolis und dem Tschadsee. Hier liegt heute das Gebiet von den Staaten Libyen und Niger. Auf dieser Route wurden Richtung Mittelmeer Gefangene transportiert, die auf den Sklavenmärkten verkauft wurden oder in den römischen Zirkusfesten auftreten mussten.  Seit der Antike wurden auf der Bornustraße Sklaven zwischen dem Tschadsee und Tripolis an die Mittelmeerküste gebracht. Die ersten geschichtlich verbürgten Sklavenhändler waren die Phönizier, die Sklaven in ihren Städten und auf den Feldern einsetzten. Auf der Bornustraße wurden außerdem  Waren wie Gold, Sennesblätter, Tierprodukte und Webstoffe transportiert. Salz kam aus den Oasen von Bilma und Fachi. Wichtigste Importprodukte aus Nordafrika waren Pferde, Stoffe, Kaurimuscheln und Waffen. Die Herrscher von Kanem-Bornu waren durch den Sklavenhandel zu großem Reichtum  gelangt. Immer öfter kam es zu Konflikten mit Berbervölkern . Sie verstärkten ihre Heere, bezogen von türkischen Kriegern Feuerwaffen und verbesserten ihre Kriegstaktiken. Ihr größter Feind kam aus dem Osten, der heutigen Türkei.

Der Untergang von Kanem-Bornu

Die Osmanen begannen  im 16. Jahrhundert nach Nordafrika vorzudringen und eroberten die Küstengebiete.  Durch sie verloren die Herrscher von Kanem-Bornu ihre Stützpunkte im Fessan. Die Osmanen hatten 1574 die Oasen im Norden der Sahara besetzt und damit die Handelsrouten nach Bornu abgeschnitten. Zwar hatte der Transsahara-Handel schon vorher Einbußen erlitten, denn der Austausch von Waren erfolgte zunehmen durch den  Seeweg entlang der westafrikanischen Küste. Außerdem wurde durch die zunehmende Desertifikation der Sahara die Durchquerung der Wüste immer schwieriger.