Die Geschichte Südafrikas
Die Buschmenschen und die Khoikhoi, ein nomadisches Hirtenvolk waren die ersten Bewohner Südafrikas. Sie hinterließen mit ihren Felszeichnungen in den Höhlen von Sterkfontein die frühesten Spuren der Menschheit. Aus diesem Grund gelten diese Höhlen nahe bei Johannesburg als Wiege der Menschheit. Die ältesten Funde von menschlichen Vorfahren reichen sagenhafte 3,5 Millionen Jahre zurück.
Südafrika wird von Bantuvölkern erobert
Zur Zeit der afrikanischen Völkerwanderung, zwischen 800 – 500 vor Christus, gelangten Bantuvölker aus dem Kongo in den Süden Afrikas. Es waren Gemeinschaften von einigen hundert Menschen, die auf der Suche nach Ackerland waren. Die Bantu beherrschten die Eisenbearbeitung, konnten Werkzeuge und Waffen aus Eisen herstellen und erprobten neue Formen der Landwirtschaft. Sie machten sich das kaum besiedelte Gebiet zu eigen und verdrängten über die Jahrhunderte die ursprünglichen Jägergesellschaften. In den Gemeinschaften der Bantu regelten die „Räte der Ältesten“ das tägliche Leben. Nur in Ausnahmefällen wurde einzelnen die Macht zur Regierung übertragen. Aus diesen Bantuvölkern gingen die Xhosa, die Zulu und Ndebele hervor, die heutigen schwarzen Bewohner Südafrikas. Mehr über die Wanderung der Bantuvölker
Südafrika wird kolonisiert
1488 erreichte der europäische Seefahrer Bartolomeu Diaz das Kap der Guten Hoffnung. Die Niederländische Ostindien-Kompanie errichtete einen Handelsstützpunkt an der Südspitze Afrikas. Bald darauf gründeten die Buren, niederländische Bauern, Kapstadt. Die Kapkolonie wurde von den Niederlanden regiert. Gestärkt von der Ostindien-Kompanie nahmen sich die Buren das Recht, in den landwirtschaftlich besten Gebieten zu siedeln. Sie errichteten Farmen, bauten Wein und Tulpen an. Sie besetzten das Land, das die Khoikhoi mit ihren Herden durchwanderten. Und sie bemächtigten sich der Ländereien der damaligen Königreiche. Es kam zu Landstreitigkeiten und erbitterten Kämpfen. Die Khoikhoi waren den gut bewaffneten, niederländischen Bauern unterlegen. Sie verloren ihr Land und mußten auf den Feldern der Buren arbeiten. Mehr und mehr gerieten sie in Abhängigkeit von den Siedlern aus der Neuen Welt.
Der Widerstand der südafrikanischen Königshäuser gegen die Kolonialmächte
Die Königreiche der Zulu, Xhosa und Pedi schafften es jedoch zwei Jahrhunderte lang, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Im 19. Jahrhundert waren die Zulu zum mächtigsten Volk im südlichen Afrika aufgestiegen, dank dem Krieger und Heerführer Shaka. Shaka war ein militärisches Genie. Innerhalb weniger Jahrzehnte hatte er eine schlagkräftige Armee aufgebaut und andere Stämme unterworfen. Er formte aus vielen kleinen Stämmen ein mächtiges Königreich. Dieses Königreich war wehrhaft genug, um die niederländischen Siedler, die Buren, aus seinen Gebieten zu vertreiben. Um 1860 fielen britische Heere in die Kapprovinz ein und nahmen das Gebiet um Kapstadt ein. Die Xhosa und die Zulu, nun angeführt von Cetshwayo, dem Sohn von Shakas Halbbruder, führten viele Schlachten gegen die exzellent bewaffneten britischen Heere. 1878 kam es für beide Völker zu einer entscheidenden Schlacht. Die Xhosa, die sich Jahrzehnte lang erfolgreich gegen die neuen Einwanderer gewehrt hatten, wurden in diesem Jahr vernichtend geschlagen. Die Zulu, angeführt von Cetshwayo, dem letzten souveränen Zulu König, brachten der britischen Armee eine empfingliche Niederlage bei. Doch ihr Triumpf währte nur kurz. Als die Truppenverstärkungen der Briten aufmarschierten, mußten sich auch die Zulu geschlagen geben. Ihre Führer wurden gefangen genommen oder hingerichtet. Um 1900 hatten die Briten alle südafrikanischen Königreiche völlig unter ihre Kontrolle gebracht. Rechts im Bild ist ein Zulukrieger zu sehen. Der Zuluspeer wurde als Symbol des Widerstands der schwarzen Bevölkerung in das Logo des ANC, des African National Congress, übernommen. Der ANC wurde 1912 von Mitgliedern der ehemaligen afrikanischen Königshäuser, von Widerstandskämpfern und Kirchen gegründet. Er war eine politische Vereinigung der führenden Köpfe Südafrikas, der während der Apartheid zur wichtigsten Bastion des schwarzen Widerstandes gegen die weiße Minderheitsregierung wurde. Mehr über Shaka Zulu
Briten und Buren kämpfen um die Kontrolle über Südafrika
Die Buren kämpften unerbittlich um ihr Land, das sie den schwarzen Völkern abgetrotzt hatten. Sie verlegten sich auf vielerlei Taktiken gegen die schwer bewaffneten britischen Heere. Einige gingen in den Untergrund. Dann entdeckte man Diamanten in den Böden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand man in der Gegend von Johannesburg riesige Vorkommen an Gold. Ein richtiger Goldrausch brach aus, viele Europäer zogen in das verheißungsvolle Land. Die Buren wollten das wertvolle Land nicht kampflos aufgeben. Sie zogen 1880 gegen die Briten ins Feld und erkämpften sich ihr Vorrecht auf das Land. Die Briten wiederum gaben sich nicht so schnell geschlagen. Sie kehrten 10 Jahre später zurück und besiegten in einer zweiten Schlacht die Buren. Die Kämpfe gingen als Burenkriege in die Geschichte ein. Das Britische Empire bestimmte fortan die politische und ökonomische Entwicklung Südafrikas. Die Buren mußten in den Norden des Landes zurückweichen. 1910 übergab die britische Kronkolonie die Kontrolle über das Land an die britischen und niederländischen Siedler. Zu der Zeit war bereits bekannt, dass der Boden in Südafrika einer der reichsten der Welt war. In der Gegend vom heutigen Johannesburg hatte man Gold gefunden und Diamanten. Die Abbildung links im Bild zeigt General Sir George Colley im ersten Burenkrieg.
Die Apartheid in Südafrika
Im Grunde begann die Politik der Rassentrennung, als die ersten Briten den Boden Südafrikas betraten. Zwar schafften die Briten Sklaverei ab. Viele ehemalige Leibeigene, einst von Indien, Madagascar und Mosambik ins Land gebracht, waren plötzlich frei. Eine geradezu bizarre Gegenbewegung setzte ein. Je mehr freie Menschen verschiedenster Hautfarbe auf dieselben Rechte wie die Weißen pochten, um so höhere Barrieren errichteten die Weißen, um die Schwarzen und Farbigen vom Land, von Ämtern und von Bildung fernzuhalten. In öffentlichen Einrichtungen, Schulen oder Krankenhäusern wurden Nicht-Weiße schlechter behandelt als Weiße. Sie durften nicht dieselben öffentlichen Toiletten benutzen, nicht auf denselben Parkbänken sitzen und nicht dieselben Busse benutzen.
Das unabhängige Südafrika entwickelt sich zu einem rassistischen Staat
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte Südafrika die vollständige Unabhängigkeit von England. 1948 wurde die „Südafrikanische Union“ gegründet. Die schwarzen Bewohner Südafrikas hofften auf eine gerechtere Welt, in der sie die Politik ihres Landes selbst in die Hand nehmen durften. Doch die regierende weiße Minderheit stellte bereits im Hintergrund die Weichen dafür, dass das nie der Fall sein würde. Die Nachfahren der britischen und holländischen Siedler beschritten einen Sonderweg. Sie setzten alles daran, um ihre weiße Minderheitsregierung aufrecht zu erhalten. Einst hatten sie sich bekämpft, jetzt vereinten sich Buren und Briten, um die Mehrheit der Bantu und San Völker vom politischen und gesellschaftlichen Leben auszuschließen. Ihre Partei war die National Party, ihre Politik zielte auf eine umfassende Rassentrennung. Der Begriff „Apartheid“ diente ihnen dafür als Slogan. Dahinter verbarg sich die radikalste Rassenpolitik, die je in einem afrikanischen Land ausgeübt wurde. Mehr über die Geschichte der Apartheid
Südafrika heute
Trotz der Versöhnungspolitik von Nelson Mandela wurden die Konflikte zwischen schwarzer und weißer Bevölkerung nicht ausgeräumt. Der Zorn der Familien, die ihre Angehörigen und Kinder im Widerstand gegen das weiße Regime verloren hatten, war trotz der sogenannten „Versöhnungskommission „nicht so leicht zu besänftigen. Der Reichtum, den die weiße Bevölkerung angehäuft hatte, konnte nicht zwanglos umverteilt werden. Außerdem waren die Wirtschaftsstrukturen zu festgefügt, als dass Schwarze wirkliche Aufstiegschancen in den weißen Industrien erhalten hätten. Heute sprechen die riesigen Townships um die großen Städte wie Johannesburg oder Kapstadt davon, dass die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung kaum an dem enormen Reichtum des Landes teil hat. Die Einkünfte aus den Gold- und Diamentenminen sowie aus dem Export landwirtschaftlicher Produkte fliessen in die Hände einer wohlhabenden Minderheit oder sie landen auf den Konten europäischer und amerikanischer Firmen. Die Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen ist hoch, die Jobs nicht qualifiziert. Auch wenn sich das Angebot an Schulen und Bildungseinrichtungen verbessert hat, die Kinder aus armen Familien profitieren immer noch am wenigsten davon.