Festivals
FESPACO, Afrikas größtes Filmfestival
Alle zwei Jahre im März finden sich alle, die in Afrikas Filmwelt Rang und Namen haben, in Ouagadougou ein. Dann findet in der Hauptstadt von Burkina Faso das größte Filmfest Afrikas statt: FESPACO, eine Abkürzung für Festival panafricain du cinéma et de la télévision de Ouagadougou, das Panafrikanische Film- und Fernsehfestival.
Seit wann gibt es FESPACO?
Das Festival fand erstmals im Jahr 1969 statt, mit nicht mehr als zwanzig Beiträgen. 2017, zum 25. Jubiläum, wurden 200 Filme eingereicht, so viel wie nie zuvor. Ziel der Initiatoren war es, ein Forum für afrikanische Filmemacher zu schaffen sowie den Aufbau einer afrikanischen Filmindustrie zu unterstützen. Eine ganze Reihe von Preisen werden ausgelobt, darunter der Hauptpreis Étalon de Yennenga, der „Hengst von Yennenga“, benannt nach dem legendären Gründer des Mossi-Reiches. Nach dem Willen der Festivalgründer soll jeweils der Film mit dem renommierten Preis ausgezeichnet werden, der am besten „die Realitäten Afrikas“ widerspiegelt . Dazu muss man wissen, dass die Mossi das größte Volk in Burkina Faso sind. Unterstützt wird das Festival übrigens – außer von Burkina Faso – von Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, Schweden und der Volksrepublik China.
Was afrikanische Filmemacher erzählen
Die meisten afrikanischen Filmemacher haben ihr Handwerk in Europa gelernt, doch ihre Themen liegen in Afrika: Armut und Hunger im Osten, Terrorismus im Norden, der verzweifelte Versuch vieler Westafrikaner, nach Europa zu gelangen, Kindersoldaten und Kriminalität in Südafrika. Was gerade angesagt ist, ändert sich alle paar Jahre.
Wie reagiert das afrikanische Publikum auf das Festival?
Fest steht, wer Hunger hat, leistet sich keine Kinokarte. Sie kostet nämlich so viel wie etwa 7 belegte Brötchen, die in den Garküchen vor der Festivalhalle angeboten werden. Wer die Probleme, die in den Filmen gezeigt werden, aus eigener Erfahrung kennt, kauft sich keine Kinokarte. Die meisten Filme landen in afrikanischen TV-Stationen, in den Wanderkinos, die es zuhauf in Afrika gibt, oder in europäischen Programmkinos. Dennoch zeichnet sich ein Wandel ab im Verhältnis zwischen Filmemachern und Publikum. Das digitale Kino macht es möglich. Es wird billiger, Filme zu produzieren, dadurch wird mehr experimentiert und mehr Unterhaltung gemacht. Beispiel: Und wenn Gott nicht existiert? ein Film von Guy Kalou aus der Elfenbeinküste, der eine Liebesgeschichte erzählt, die einfach nur unterhalten will.
Kino mit Risiko
Wie in vielen Sahel-Ländern ist auch in Ouagadougou der Terror eingekehrt. Armut, ungerechte Verteilung der Reichtümer und geringe Bildung machen es möglich, dass sich Menschen radikalisieren und westliche Formen der Bildung und Unterhaltung attackieren. Seit Dschihadisten Besucher in Hotels und Restaurants in Ouagadougou angriffen haben und über 30 Menschen ums Leben kamen, hat sich einiges an dem Festival verändert. Militärfahrzeuge sichern die Veranstaltungsorte, Sicherheitskräfte bewachen die Eingänge zum Festivalgebäude, ständige Kontrollen werfen einen Schatten auf das Festival. Die meisten Filmleute, Stars und Sternchen zeigen durch ihre Anwesenheit, dass sie sich davon die Feierlaune nicht vermiesen lassen. Auch in 2017 gab es viel zu sehen und zu feiern. Gewonnen hat den „Etalon d’or“ 2017 der Senegalese Alain Gomis mit dem Film Félicité. Die Geschichte spielt in Kinshasa, Kongo, in der sich modernes und traditionelles Afrika trifft. Die Barsängerin Félicité kämpft sich durch den Dschungel von Kinshasa, um das Geld für die Behandlung ihres verunglückten Sohnes zusammen zu kriegen.
Übrigens: die Band von Félicité gibt es wirklich, und man hat in dem Film ein Wiedersehen mit dem Kinshasa Symphony Orchestra.