Lèopold Sédar Senghor
Senghor ist neben Cèsaire die wichtigste poetische Stimme der „Négritude“, der Einigkeitsbewegung aller Afrikaner. Seine Gedichte verstehen sich als Botschaft an die Afrikaner, sich und ihrer Kultur mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. Er greift zurück auf Mythen und Bilder seiner westafrikanischen Heimat. Er hatte eine Mission, er verteidigte die Traditionen der afrikanischen Völker gegenüber den westlichen Einflüssen der einstigen Kolonialmächte. Er erweckte die Riten und Geister seiner afrikanischen Heimat zu neuem Leben, zugleich erweiterte er sie um die Mythen des Mittelmeerraumes und schuf einzigartige Gesänge und Elegien.
Lèopold Sédar Senghor, geboren 1906, studierte in Dakar und Paris. Er unterrichtete von 1935 bis 1944 an französischen Schulen, erhielt eine Professur für afrikanische Sprachen in Paris, und – eine seltene Auszeichnung für einen Afrikaner – wurde 1946 Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung. Keine zehn Jahre später bekleidete er den Posten eines Staatssekretärs im französischen Kabinett. Anlässlich der Unabhängigkeit Senegals kehrte er zurück in seine Heimat und wurde von 1960 bis 1980 erster Präsident der Republik Senegal.
Anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels sagte Senghor: „Lyrik ist Gesang, wenn nicht gar Musik. Ich bestehe darauf, dass das Gedicht nur vollendet ist, wenn es Gesang wird: Wort und Musik zugleich… Die Dichtung muss wieder zu ihren Ursprüngen zurückkehren, zu den Zeiten, in denen sie gesungen und getanzt wurde, wie noch heute im schwarzen Afrika.“