Afrikanische Kunst

Afrikanische Masken (c) Bundeskunsthalle

Afrikanische Kunst verändert Europas Künstler

Es war eine Sensation, als 1878 im Überseemuseum im Trocadéro-Palast in Paris die ersten afrikanischen Masken und Plastiken ausgestellt wurden. Die Magie der fremdartigen künstlerischen Formen faszinierte die Europäer. Eine neue Welt tat sich dem Publikum auf und auch den Künstlern. Wer von ihnen erkannte als Erster die ästhetischen Qualitäten der afrikanischen Masken und Figuren? Es gibt viele Legenden darüber, wer wen mit seiner Leidenschaft für afrikanische Kunst angesteckt hat. Fest steht, dass irgendwann Picasso und Matisse von der afrikanischen Kunst den zündenden Funken für ihren ästhetischen Umsturz bekamen. Picasso überarbeitete seine Gemälde, die Gesichter seiner Frauengestalten erinnerten nun an afrikanische Masken. Picassos „afrikanische Periode“ dauerte vom Sommer 1907 bis in den Winter 1908, seine Formexperimente mündeten in den Kubismus.

 

Afrikanische Kunst veränderte den Blick auf die Geschichte

Nok Skulptur

(c) Marie Lan Nguyen

Ausgrabungen in Nigeria während der Kolonialzeit brachten Faszinierendes zu einer Kultur zutage, die bis dahin in Europa niemand, und in Afrika nur wenige kannten.  Sie wurde Nok-Kultur genannt. Diese sehr alte Kultur ist wirklich rätselhaft. Sie entstand etwa 500 vor Christus im heutigen Nigeria. Bekannt ist sie durch ihre Terrakotten, Tonfiguren von Menschen und Tiergestalten. Man fand die Figuren zufällig bei Ausgrabungen auf einem Feld mitten in Nigeria. Die Tier- und Menschendarstellungen sind charakterisiert durch ihre elliptischen bis dreieckigen Augen. Selbst kleinste Merkmale wie Bärte, Schmuck und extravagante Frisuren oder Kopfbedeckungen sind sehr kunstvoll ausgeführt. Auch Mischwesen existieren, Sphingen oder ein Männerkopf mit dem Gebiss eines Löwen oder Panthers. Die Menschen der Nok-Kultur waren die ersten, die südlich der Sahara Eisen verwendeten. Die Schmuckstücke und Plastiken dieser einzigartigen Kultur bezeugten, dass die Völker in Westafrika schon seit Jahrhunderten über ein hoch entwickeltes Kunsthandwerk verfügten. Die Nok Kultur existierte etwa 1500 Jahre lang – von der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends bis zur Zeitenwende. Bis heute ist es ein Rätsel, dass diese Kultur nie über Nigeria hinaus gedrungen ist. Das übrige Afrika nahm von ihr schlichtweg keine Notiz!  Viele Figuren verschwanden schnell auf den internationalen Kunstmärkten. Deshalb weiß man bis heute noch sehr wenig über die Menschen, die diese Kultur geprägt haben.

Afrikanische Kunst verändert den Blick auf Völker

(c) Picman

Die farbenprächtigen Häuser der Ndebele Frauen in Südafrika sind ein besonderes Merkmal des südafrikanischen Volkes. Die Frauen bemalen seit vielen Jahrhunderten ihre Häuser mit farbenprächtigen, geometrischen Mustern. Und jedes Muster hat eine besondere Bedeutung. Manche der bemalten Häuser sind so wertvoll wie ein kunstvolles Bild. Diese traditionelle Malerei wird nicht an Schulen unterrichtet, sondern nur von den Müttern an die Töchter weitergegeben. Es ist das alleinige Vorrecht der Frauen. Sie drücken darin ihre Beziehung zu Heim und Familie aus, und erzählen in ihrer Malerei auch von sozialer und politischer Unterdrückung. Die Ndebele-Frauen lieben auch farbenprächtigen Schmuck. Am Schmuck und der Kleidung kann man erkennen, ob die Frauen verheiratet sind. Verheiratete Frauen tragen um den Hals sowie um Arme und Beine schwere Messing- oder Kupferringe. Sie bekommen sie zur Hochzeit angelegt und tragen sie ein Leben lang. Sehr anstrengend! Die jungen Mädchen schmücken sich mit perlenbesetzten Wülsten.

Alte afrikanische Kunst wird ausverkauft oder landet im Museum

Yoruba Bronze Head

(c) Waynar Qhab

In Nigeria gab es zwei weitere Kulturen, die durch außergewöhnliche Kunstwerke berühmt wurden. In Ife, der heiligen Stadt der Yoruba, fand man 1939 Köpfe aus Terrakotta und Metall. Sie entstanden im 14. und 15. Jahrhundert und zeugten von einer hohe Kunstfertigkeit. Auch das künstlerisch enorm produktive Königreich Benin befand sich im heutigen Nigeria. Die Benin-Bronzen, die nach Europa gelangten, fachten die Wertschätzung afrikanischer Kunst an. Anfangs glaubten Experten, dass in Westafrika keine Kultur existiert hätte, die so eine anspruchsvolle Kunst hergestellte. Doch mittlerweile steht fest, dass die historischen Bronzen von Beniner Künstlern stammen. Leider wurden viele Kunstwerke aus Benin durch eine britische Strafexpedition 1897 zerstört.

Afrikanische Kunst heute

Afrikanische Künstlerinnen und Künstler sind heute in allen Medien unterwegs, viele sind mit ihren Werken in internationalen Ausstellungen vertreten. Die meisten haben sich von den religiösen Wurzeln ihrer Kunst entfernt, sie sind subjektiv geworden und drücken ihre Leidenschaften, Erfahrungen oder Ideen auf ganz verschiedene Weise aus. Es ist die Vielfalt, die heute an afrikanischer Kunst bemerkenswert ist, die Überraschung ihrer Ausdruckskraft, ihres Farbreichtums und ihrer Abstraktionen

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