Aufbrechen – ein Roman von Tsitsi Dangarembga über Frauen im postkolonialen Simbabwe
In ihrem Erstlingsroman „Aufbrechen“ – erstmals erschienen unter dem Titel „Nervous Conditions“ geht es um die junge Tamba, die in einer Großfamilie im Dorf aufwächst. Gemäß ihren Stammestraditionen gilt, dass Mädchen keine Bildungschancen haben, jedenfalls dann nicht, wenn sie Brüder haben. Die Familie muss sparen, deswegen wird das Schulgeld, das man aufbringen muss, für den Bruder reserviert. Das ärgert sie, weil sie genau weiß, dass sie intelligenter ist als ihr Bruder und mit der eröffneten Chance mehr anfangen kann. Nur ein Zufall, nämlich die Tatsache, dass dieser Bruder an einer nicht weiter ausgeführten Krankheit stirbt, führt dazu, dass sie eine Chance erhält. Sie ist eine willensstarke, mutige Frau, die von da an ihren Weg in die Stadt macht und einerseits die Welt, die sich ihr eröffnet, sehr begeistert aufnimmt, aber dann auch sehr schnell merkt, dass sie trotz der gewonnenen Bildung an Grenzen stößt.
Tsitsi Dangarembga hat das Thema und ihre Protagonistin in einer Trilogie weiter verfolgt. Sie beschreibt damit auch die Geschichte des Landes aus der Zeit der britischen Kolonie Südrhodesien in die Unabhängigkeit und schließlich in ein postkoloniales Dasein, wo sich Tamba im mittleren Alter wiederfindet. Die ersten Romane sind in einer Ich-Perspektive geschrieben, geben uns also auch die Möglichkeit, an ihrem an ihrem Denken teilzuhaben und mitzubekommen, was sie nicht wahrhaben will.
„Aufbrechen“ ist ein Buch über das Leben und über das, was menschenwürdiges Leben heißt. Bei Tsitsi Dangarembga geht es um die Chancengleichheit und die damit verbundenen Kämpfe um Freiheit und Gerechtigkeit. Das sind Probleme, die sie in ihren Romanen am postkolonialen Afrika diskutiert, aber die einen globalen Resonanzraum haben und weltweit akut sind.
Über die Autorin
Tsitsi Dangarembga, geboren 1959 in Mutoko, Simbabwe, wurde an der Deutschen Film- und Fernsehakademie ausgebildet und kehrte anschließend in ihre Heimat Zimbabwe zurück. Sie ist Direktorin des „Creative Arts of Progress in Africa Trust“, Gründerin und Direktorin des „International Images Film Festival for Women“ in Harare und Mitglied der Organisation „Women Filmmakers of Zimbabwe“. Sie hat mehrere preisgekrönte Romane veröffentlicht. 2021 erhält sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.