Die andere Wahrheit
von Beverly Naidoo. Arena Verlag 2002
Die zwölfjährige Sade und ihr kleiner Bruder Femi verlieren ihre Mutter, die statt ihres Vaters Opfer eines Attentats wurde. Ihr Vater, der Journalist Folarin Solaja wurde zur Zielscheibe des nigerianischen Militärregimes, nachdem er sich in einer Wochenzeitung kritisch mit den Menschenrechtsverletzungen Nigerias auseinander setzte. Die beiden Geschwister müssen mit Hilfe falscher Pässe nach England fliehen. Ihre Fluchthelferin bringt sie nach London, überlässt die beiden aber dort ihrem Schicksal. Der rettende Strohhalm wäre ihr Onkel Dele, der am London College of Art unterrichtet. Aber sie finden ihn nicht und landen bei einer Pflegefamilie, Mr. und Mrs. King. Sie werden freundlich aufgenommen, doch mit ihren Ängsten, ihrer Trauer und ihren Konflikten müssen sie alleine fertig werden. Ihr Vater kann bald darauf aus Nigeria fliehen. Mit falschen Papieren versucht er in England einzuwandern. Doch die Verfolger sind ihm auf den Fersen. Die nigerianische Militärregierung hat seine Auslieferung beantragt mit der Begründung, dass Folarin Solaja seine Frau umgebracht hat. Seine Lage erscheint hoffnungslos. Doch Sade kämpft mit ihrem Onkel Dele um die Entlastung ihres Vaters. Als sie es schaffen, die politische Situation Nigerias zum Thema einer Nachrichtensendung zu machen, gibt es einen Hauch von Hoffnung. Wird Folarin Solaja in Freiheit kommen, werden Sade und Femi ihren Vater wiedersehen?
Über die Autorin
Beverly Naidoo, Südafrika geboren, wuchs auf während der Zeit der Apartheid. Als sie die Schule verliess und Menschen kennen lernte, die dem Rassismus des weißen Regimes kritisch gegenüber standen, sah sie die Welt mit anderen Augen. Ihr Buch Die andere Wahrheit ist nicht nur eine Geschichte über Aids sondern mehr noch über Zivilcourage.
Beverly Naidoo wurde 1943 in Johannesburg geboren. Als Kind einer weißen Mittelklasse-Familie besuchte sie nur „weiße“ Schulen und fühlte sich „wie ein Pferd mit Scheuklappen“. Sie graduierte an der Universität in Witwatersrand. Sie engagierte sich in der Anti-Apartheid Bewegung, und kam wie viele, die politisch aktiv waren, in Haft. Mehrere Wochen verbrachte sie in Einzelhaft. 1965 wurde sie des Landes verwiesen. Sie wanderte nach England aus, wo sie Lehramt studierte und später auch unterrichtete. Im Exil begann Beverly Naidoo zu schreiben. Ihr erstes Buch Journey to Jo’burg war in Südafrika verboten, und dieser Umstand trieb sie an, noch mehr zu schreiben. Sie heiratete einen schwarzen Südafrikaner, der auch im Exil lebte und konnte erst 1991 nach Südafrika zurückkehren, da „Mischehen“ bis dahin in ihrer Heimat verboten waren. Beverly Naidoo wurde für ihre mutigen, anrührenden Geschichten mit vielen Preisen ausgezeichnet. Für ihr Jugendbuch Die andere Wahrheit erhielt sie u. a. 2003 den japanischen Sankei Children’s Book Award und den Jane Addams Book Award. Beverly Naidoo ist für den renommierten Hans Christian Andersen Award by the South African branch of the International Board on Books for Young People 2008 nominiert.
“Ich habe immer schon Geschichten geliebt. Sie sind ein Fenster in eine andere Welt. Eine gute Geschichte sagt dir nicht, was du denken sollst. Aber wenn du dich in eine Geschichte hinein versetzen kannst, dann wirst du angeregt, nachzudenken, mitzuempfinden, Phantasien zu entwickeln… es ist als würde man auf eine Reise gehen, ganz für sich allein.“ Beverly Naidoo