Der lange Weg zur Freiheit
von Nelson Mandela (Südafrika). Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1997.
Im elften Jahr auf der Sträflingsinsel Robben Island, 1975, beginnt Nelson Mandela, seine Memoiren zu schreiben. Nach der Arbeit im Steinbruch sitzt er nächtelang über dem Manuskript. Der 57-Jährige erinnert sich an seine Kindheit als Hirtenjunge in der Transkei, beschreibt Jugendjahre in der Missionsschule; er schildert, wie er in Johannesburg zum politischen Aktivisten und schließlich in einem Hochverratsprozess zu lebenslanger Haft verurteilt wird. „Es war wie ein Wachtraum“, notiert Mandela, „und ich versuchte, ihn so einfach und ehrlich wie möglich zu Papier zu bringen.“ Der Häftling mit der Nummer 466/64 darf Bleistifte und Papier besitzen, und auf Wunsch knipst man ihm nachts das Zellenlicht an. Denn in jener Zeit hat ihm die Gefängnisleitung ein Fernstudium genehmigt. Doch persönliche Aufzeichnungen und politische Texte sind streng verboten. Deshalb steckt Mandela die beschriebenen Seiten in Kakaodosen und vergräbt sie in Gemüsebeeten auf dem Gefängnishof. Nach einem Jahr kann ein Mithäftling bei seiner Entlassung das illegale Manuskript nach draußen schmuggeln. Aber eine Kopie der Aufzeichnungen wird gefunden – Mandela verliert für vier Jahre die Vergünstigung zu studieren. Ein hoher aber doch lohnender Preis: Denn die geschmuggelten Aufzeichnungen bilden „das Grundgerüst seiner Erinnerungen“. Sie erscheinen 1994 unter dem Titel „Der lange Weg zur Freiheit“, werden in über 20 Sprachen übersetzt und zu einem Weltbestseller. Mandelas Autobiografie wird zum Inbegriff des Freiheitskampfes und der Aussöhnung der Rassen und Völker.
„Wir werden eine Gesellschaft errichten, in der alle Südafrikaner, Schwarze und Weiße, aufrecht gehen können, ohne Angst in ihren Herzen, in der Gewissheit ihres unveräußerlichen Rechtes der Menschenwürde – eine Regenbogennation im Frieden mit sich selbst und mit der ganzen Welt.“ Nelson Mandela bei seiner Vereidigung zum Präsidenten am 10. Mai 1994.
Über den Autor
Nelson Rolihlahla Mandela ist ein südafrikanischer Freiheitskämpfer und einer der bekanntesten Politiker weltweit. Sein lebenslanger Kampf gegen den Rassismus und die Ungerechtigkeit des einstigen Apartheid Regimes brachte ihn für Jahrzehnte in Gefangenschaft. Noch im Gefängnis schrieb er seine Biographie „Ein langer Weg zur Freiheit“.
Nelson Mandela wurde 1918 im Dorf Qunu in der Nähe von Umtata, Transkei geboren. Sein Vater Henry Mgdala Mandela war stellvertretender Führer des Thembulands. Nach dem Tode seines Vaters wurde Nelson zum Wahlbezirksführer ernannt.
Mandela war der erste seines Clans, der eine westliche Ausbildung durchlief. Er beendete seine schulische Ausbildung in Heraldtown an einem methodistischen Internat. Danach begann er ein Jurastudium an der Universität von Fort Hare. Obwohl nach westlichem Rechtsdenken ausgebildet, blieb er immer fasziniert von dem demokratischen Rechtswesen seines afrikanischen Clans. Er wurde Mitglied des Studentenrats. Nach einem Protestmarsch wurde Mandela 1940 zusammen mit Oliver Tambo (dem zukünftigen Vorsitzenden der ANC) von der Universität verbannt. Er war einer der Mitgründer des ANC Jugendverbands, der sich stark machte für den bewaffneten Kampf gegen das Apartheidsregime.
1952 ließ er sich mit seinem Partner Oliver Tambo in der ersten schwarzen Anwaltskanzlei nieder. Für die Widerstandskämpfer wurde er zu einem gesuchten Verteidiger, bis er sich selbst an Boykotten beteiligte. In den späten 1950ern war er einer der Beschuldigten in dem berühmten Verratsprozess der südafrikanischen Regierung gegen den ANC. Nach dem Sharpville Massacre von 1960 wurde der ANC als politische Partei verbannt. Mandela wurde bis 1961 inhaftiert. Nach seiner Freilassung gründete er einen militärischen Ableger des ANC, unternahme Anschläge auf Regierungs- und Wirtschaftsziele. Mandela geriet bald selbst in die Schusslinie des weißen Regimes. und wurde zum meistgesuchten Widerstandskämpfer des Apartheidregimes. Er flüchtete nach Angola, ließ sich militärisch ausbilden. Bei seiner Rückkehr nach Südafrika wurde er an der Grenze wegen öffentlicher Unruhestiftung verhaftet. Er führte seine eigene Verteidigung, wurde aber trotzdem zu fünf Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Während dieser Zeit wurde er erneut angeklagt und zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt.
Als Nelson Mandela nach 27jähriger Haft in Freiheit kam, wurde die schwarze Bevölkerung von einer Welle der Begeisterung erfasst. Bei den nächsten Wahlen wurde Mandela 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Schwarzafrikas gewählt. Kaum ein anderer Politiker wurde je mit so vielen Auszeichnungen überhäuft wie Nelson Mandela. Für seinen fortgesetzten Kampf für Freiheit wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Hier findest du ein Interview mit Nelson Mandela über Ubuntu, die traditionelle afrikanische Art der Demokratie
Nelson Mandela über Ubuntu – Nelson Mandela describes the concept of Ubuntu
Interview mit Nelson Mandela über die Tradition des Ubuntu, die afrikanische Form der direkten Demokratie. Sie wird seit Jahrtausenden in afrikanischen Gesellschaften praktiziert. Der Interviewer Tim Modise führt das Gespräch in englisch. 1:36 Min. (c) wikicommons
Hier kannst du das Gedicht Invictus lesen.
Der Film über Das Leben von Nelson Mandela (Mandela’s Life Story) ist in englischer Sprache
Die Morgenröte unserer Freiheit. Die Lebensgeschichte des Nelson Mandela von Maren Gottschalk. Beltz & Gelberg 2007.
Maren Gottschalk hat die Lebensgeschichte des großen afrikanischen Freiheitskämpfers nacherzählt und um die Geschichte nach dem Ende des Freiheitskampfes von Nelson Mandela ergänzt.