Mode

Afrikanische Mode ist exotisch, witzig, auffällig oder sophisticated. Sie ist so politisch wie afrikanische Musik oder Streetart, denn sie drückt den gesellschaftlichen Wandel aus, und das veränderte Selbstverständnis der Jugend Afrikas. Auf den afrikanischen Fashion Weeks in Johannesburg, Dakar oder Lagos führen afrikanische Designerinnen und Designer ihre neuesten Kollektionen vor. Sie kleiden Schauspieler, Stars oder Staatsoberhäupter ein, wie Michele Obama, Beyoncé und Rihanna.

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Afrikanische Mode verändert die Städte

Auf den Straßen der Großstädte zeichnet sich ein ungeheurer Wandel ab. Die Jugend trägt nicht mehr westliche Mode, um cool zu sein sondern entwickelt einen eigenen, selbstbewussten Stil, der international und gleichzeitig traditionell ist. Traditionelle Stoffe und Muster werden in High Fashion verwandelt. Designerinnen machen sich über traditionelle Männerhemden her und deuten sie um zu phantasievollen Frauenkleidern. Ihre männlichen Kollegen entfernen sich von den uniformierten westlichen Modestils und erlauben Männern einen bunten Stilmix. Diese Aufnahme zeigt eine Kreation von Ozwald Boateng vor einem bekannten Streetart Motiv in Soweto.

Muss afrikanische Mode afrikanisch aussehen?

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Die jungen Designer sind in ihren afrikanischen Traditionen verwurzelt, sie setzen aber auch gleichzeitig auf internationale Trends. Sie machen andere Mode, die meisten sind Außenseiter und demonstrieren das auch. Viele besitzen dabei einen ausgeprägten Sinn für Farben und Stoffe. Einige greifen zu traditionellen Stoffen und Mustern – z.B. den Kenté-Stoffen aus Ghana oder den Mustern der Masai und den Farben der Tuareg – und mixen sie mit westlichen Schnitten.

Afrikanische Street Fashion

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Afrikanische Street Fashion bringt den Aspalt zum Glühen. Johannesburg ist das Mekka der afrikanischen Street Fashion. Street Fashion ist witzig, sportlich und unkonventionell. Sie drückt die Ideen, die Kultur und das Stilbewußtsein der jungen Generation aus. Sie bestimmt, wie sich Afrika wandelt, und in welchem Tempo. Beispiele?

The Smarteez fingen als Straßengang an, die auch schneidern konnte. Heute zählen sie zu den Stars der Branche. Auch das Streetwear-Label Ama KipKip kommt von dort.

The Sapeurs – ist französisch und bedeutet Klamotten – kleiden Männer ein mit Mut zu auffälligen Farben und Schnitten. Es muss nur elegant sein. Die Moderichtung kommt aus dem Kongo und war ursprünglich eine Protestbewegung gegen den damaligen Diktator Joseph Mobutu. Icone für diesen Trend war der kongolesische Sänger Papa Wemba.

Tipp: Die südafrikanische Zeitschrift Cuss informiert über Mode, Events und Kultur.

Wo befinden sich Afrikas Modezentren?

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Kapstadt und Lagos, Nairobi und Dakar sind die Modezentren Afrikas. Für ost- und zentralafrikanische Desi­gner ist die Swahili Fashion Week das jährliche Highlight. Aber auch in Angola, Mosambik und Ghana werden Modeplattformen zur Vermarktung einheimischer Designs organisiert. Für die Verbreitung neuer Trends und Marken sorgen Modezeitschriften, Blogs, Fetivals und afrikaweit ausgestrahlte Satellitenprogramme wie das Bezahlfernsehen DStv aus Südafrika.

Ist Dakar die Modehauptstadt Afrikas?

Schon an normalen Tagen fühlt man sich als Europäerin in Dakar schlecht angezogen. Die Senegalesinnen tragen Kleider, die ihnen auf den Leib geschneidert sind, das Muster des Rocks passt perfekt zur Bluse. Die Stoffe ihrer Kleider kommen meist aus Burkina Faso, Mali oder Ghana, die Schnitte aber sind so gut wie immer aus dem Senegal. In Dakar zeigen einmal im Jahr die 30 bekanntesten afrikanischen Designer ihre Kreationen, bei der „Dakar Fashion Week“, der ersten Modenschau des Kontinents. Hier werden die Trends für das Jahr gemacht, hier entscheidet sich, was hip ist.

Wer sind die Stars unter den afrikanischen Designern?

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Die jungen afrikanischen Designer sind kosmopolitisch ausgerichtet, doch sie  bleiben den Moden der afrikanischen Völker treu.  Und die heißt: „anything goes“, alles ist möglich, Hauptsache es ist einzigartig und witzig. Tatsächlich wächst auch das weltweite Interesse an afrikanischen Designs. Bekannte Größen wie Duro Olowu, Nadir Tati, Maki Oh oder Ozwald Boateng sind auf den wichtigsten internationalen Fashion Shows zu Hause, in London, Paris und Berlin. So war der Africa Fashion Day das Highlight der Fashion Week in Berlin 2016.

Probleme und Hindernisse für Designer

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Die Modeindustrie floriert nur, wenn sie größerer Stückzahlen produzieren kann. Dazu fehlen noch die Industrien und gut ausgebildete Fachkräfte. Das kostet Zeit und wird dauern, aber die afrikanische Textilindustrie ist im Kommen. Ein anderes Phänomen macht den Designern zu schaffen: der massive Import von Second-Hand-Kleidung. Denn nicht nur Massenware, sondern auch getragene Designermode aus Europa wird in vielen afrikanischen Ländern günstig angeboten.

Ist Fair Trade in der Mode möglich?

International wächst der Markt für Mode, die unter Berücksichtigung von Öko- und Sozialstandards in Afrika produziert wird. So bringt die Ethical Fashion Initiative des International Trade Centre in Genf, einer gemeinsamen Agentur von Welthandelsorganisation (WTO) und Vereinten Nationen (UN), Kunsthandwerker in Entwicklungsländern mit internationalen Modeabnehmern in Verbindung. Bisher profitierten davon beinahe 7000 Klein­produzenten, vor allem Frauen in Kenia, Uganda, Mali, Burkina Faso, Ghana und Haiti. Top-Designer wie Stella McCartney und Vivianne Westwood unterstützen die Initiative.