Frauenpower in Äthiopien

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy wird von eritreischer Delegation empfangen

In Äthiopien regierte lange Zeit eine Einheitspartei das Land mit harter Hand. Die Opposition wurde unterdrückt, die Proteste junger Äthiopier mit Polizeigewalt nieder geschlagen. Doch der Zorn der Jungen war auf Dauer nicht mehr zu unterdrücken. Mit der Wahl von Abiy Ahmed zum neuen Ministerpräsidenten im letzten Jahr kam die überraschende Wende: Äthiopiens Regierung wird demokratischer, und sie wird weiblicher.

Die Wende in Äthiopien

Sahle-Work Zewde

In dem einstmals patriarchalischen Land befinden sich seit der Wahl in 2018 mehr Frauen in Regierungsämtern als in jedem anderen afrikanischen Land- nämlich genau die Hälfte aller Regierungsämter. Das Highlight: steht seit Ende letzten Jahres eine Frau an der Spitze: Sahle-Work Zewde. Die frühere Botschafterin wurde einstimmig zur ersten Präsidentin des Landes gewählt. Hat sie die meiste Macht im Land? Nein, die besitzt der Ministerpräsident. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, zu repräsentieren. Doch als Präsidentin wird sie Einfluss darauf nehmen, dass Frauen künftig in der Politik von Äthiopien mit bestimmen.

 

Frieden in Ostafrika und Freiheit im Inneren

Muferiat Kamil, äthiopische Friedensministerin

Sahle-Work Zewde wird von einer ganzen Reihe von Politikerinnen unterstützt, denn die Hälfte des Kabinetts ist mit Frauen besetzt ist. Diese geballte Frauenpower wird dafür sorgen, dass sich in Äthiopien vieles zugunsten von Frauen und Mädchen ändern wird. Sie entscheiden nun über das Militär, die Polizei und den Geheimdienst. Das ist neu in Afrika und für die ganze Welt. Das neu geschaffene Ministerium für Frieden ist zu einem Superministerium geworden, geleitet von einer Frau: der früheren Parlamentspräsidentin Muferiat Kamil. Damit erkennt die Regierung die herausragende Rolle von Frauen bei der Suche nach Frieden im Land an. Dieses Ministerium ist zugleich auch für die Bundespolizei und die Geheimdienste zuständig. Damit betont die neue Regierung die Wichtigkeit der Versöhnung zwischen den verschiedenen Parteien und Völkergruppen im Land.

 

Wird Äthiopien ein besserer Ort für Frauen und Mädchen?

Die äthiopischen Politikerinnen wollen die Gleichberechtigung vorantreiben, die Bildung für Mädchen verbessern und die Beschneidung von Mädchen abschaffen. Für Toyba Ibrahim, eine 20-Jährige Studentin sieht die Zukunft gemischt aus, insbesondere weil Frauen in Äthiopien in der Vergangenheit nicht gleichberechtigt waren. In Bildung, Wirtschaft und Politik spielten sie keine Rolle. Dass jetzt eine Frau Präsidentin und eine weitere oberste Richterin geworden ist, gibt ihr Mut: „Unsere Mütter und Großmütter haben früher wirklich gelitten, Gleichbehandlung war ein Fremdwort. Aber gerade nach den jüngsten Veränderungen hoffe ich, dass das Leben für Frauen besser wird. Die politischen Entscheidungen lassen mich glauben, dass wir künftig die gleichen Chancen haben werden wie Männer.“

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Angelika und das Team von afrika4teens wünschen Sahle-Work Zewde und ihre Mitstreiterinnen das allerbeste und hoffen, dass sie die Welt für Mädchen und Frauen in Äthiopien besser machen.

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Vorschau: Im nächsten Monat berichten wir im 2. Teil über Enthüllungsjournalismus in Afrika