Großstadtromane

Immer mehr Afrikaner zieht es in die Großtädte. Sie hoffen auf Arbeit, suchen nach Unterhaltung, wollen etwas erleben und am Puls der Zeit sein. Vom Kampf um ein besseres Leben erzählen viele afrikanischen Großstadtromane. Sie schildern das Leben auf den Straßen und in den Slums. Sie sprechen von tiefster Not, Gewalt und Verzweiflung, aber auch von Freundschaft, Liebe und Solidarität.

Justin Makangara CCBYSA4.0

Wir durchstreifen mit den Helden der Straße die Armutsviertel von Yaoundé, Accra, Lagos und Maputo, tauchen ein in die Welt der Bettler und Gaukler, der Straßenkinder und hilfreichen Geister. Die Reise mit ihnen ist manchmal traurig, oft abenteuerlich und immer berührend. In ihrem Erfindungsreichtum offenbaren die Helden eine ungeheure Lebenslust und überraschen uns mit ihren Einfällen und Volten.

 Outlaws – Helden der Unterwelt

Jugendliche vor einem afrikanischen Pub

(c) Sabine Erlenwein

Wo bitte geht’s ins gelobte Land? Braucht man für den Weg dorthin Idole oder Ideale? Ist es hilfreich, an das Gute zu glauben? Für Elvis Oke, dem Helden aus Chris Abanis Roman Graceland, führt der Weg ins Land seines Idols, Elvis Presley, durch die Unterwelt von Lagos.

Der vierbeinige Held „Mbudjak“ aus dem Roman Hundezeiten von dem Kameruner Autor Patrice Nganang führt er durch die Müllhalden und Fleischmärkte Yaoundés.

Aktueller geht’s fast nicht mehr, Oyinkan Braithwaite lässt ihren Roman Das Baby ist meins im Corona-Lockdown in Lagos spielen. Worum es geht? Um den Kampf um ein Baby.

Elvis Oke, der Straßenkünstler und der gewitzte Vierbeiner Mbudjak müssen eine schmerzhafte Lektion lernen, ehe sie die Hoffnung schöpfen, dass es diesen Ort des Friedens, der Gerechtigkeit und Freiheit gibt.

 

 

Auszug aus dem Roman Hundezeiten von Patrice Nganang. Unter Hörbücher findest du eine Lesung des Romans von Roman Knizka.

 

Leben auf den Straßen

Mädchen mit Handy in Nairobi

(c) Walter Korn

Sie haben ihre Eltern verloren oder ihre Dörfer wurden durch Bürgerkriege zerstört. Die Kinder und Jugendlichen in den Ländern Westafrikas und Zentralafrikas ziehen in die Slums von Accra, Dakar, Lagos, Maputo oder Johannesburg. Sie hoffen auf gutbezahlte Jobs, doch die sind Mangelware. Um zu überleben, organisieren sich die Kids zu Banden, die zum Familienersatz werden. Nur so können sie überleben.

Die Straßenkinder aus den Romanen von Henning Mankell Der Chronist der Winde und Amma Darko Die Gesichtslosen erzählen einiges über die Lebenswirklichkeit am Rande der afrikanischen Gesellschaft. Sie erzählen von den Regeln einer gesetzlosen Welt in den Slums, die nahezu alle Großstädte Afrikas umgeben, und vom Wunsch nach einem Leben in Sicherheit und Würde.

Bettler und das Mitleid mit den Mittellosen

Kneipe in einer afrikanischen Stadt

(c) Sabine Erlenwein

In vielen afrikanischen Städten sind Bettler – wie übrigens auch in europäischen Städten – ein fester Bestandteil des Straßenbildes. In Senegal sind Bettler zwar nicht geachtet, aber sie werden respektiert als Menschen, die gegen eine Gabe das Gewissen ihrer wohlhabenderen Mitmenschen entlasten. In Afrika ist das so, wie auch bei uns. Nicht, dass Afrika rückständig wäre, im Gegenteil! Doch die Geschichten aus unserem Nachbarkontinent erzählen davon, dass Reichtum und Chancen besser verteilt werden müssen.

Aminata Sow Fall schildert mit ihrem Roman Der Streik der Bettler, wie mittellose Menschen um ihre Daseinsberechtigung kämpfen und dabei versuchen, ein Stück Würde zu bewahren.